Storytelling bei Desinformation

Aus Wikikama
Version vom 14. Mai 2025, 21:34 Uhr von Wikikama (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „= Storytelling bei Desinformation – Wie Lügen durch gute Geschichten wirken = '''Einführung:''' Menschen lieben Geschichten – sie helfen uns, die Welt zu verstehen, Emotionen zu teilen und komplexe Zusammenhänge zu verarbeiten. Genau das macht Storytelling auch zu einem mächtigen Werkzeug für Desinformation. Statt mit nackten Zahlen oder trockenen Fakten werden Falschinformationen in spannende, emotionale oder persönliche Erzählungen verpackt.…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Storytelling bei Desinformation – Wie Lügen durch gute Geschichten wirken

Einführung: Menschen lieben Geschichten – sie helfen uns, die Welt zu verstehen, Emotionen zu teilen und komplexe Zusammenhänge zu verarbeiten. Genau das macht Storytelling auch zu einem mächtigen Werkzeug für Desinformation. Statt mit nackten Zahlen oder trockenen Fakten werden Falschinformationen in spannende, emotionale oder persönliche Erzählungen verpackt. Das erhöht die Wirkung, senkt die Skepsis – und macht aus Lügen oft besonders glaubwürdige Inhalte.

Merkmale / Typische Narrative bei Desinformation

  • Held:innen vs. Bösewichte: Es gibt klare Gute (z. B. „mutige Aufklärer“) und klare Feinde (z. B. „die Regierung“, „die Medien“).
  • David-gegen-Goliath-Struktur: Einzelne „Whistleblower:innen“ stehen angeblich gegen ein übermächtiges, unterdrückendes System.
  • Emotionale Wendepunkte: Ein „schockierender Moment“, ein „verlorenes Kind“, ein „Aha-Erlebnis“ soll das Publikum emotional binden.
  • Persönliche Betroffenheit: „Ein Freund von mir…“ – Erzählungen aus dem Bekanntenkreis wirken glaubwürdiger als abstrakte Fakten.
  • Offene Enden oder Cliffhanger: Die Geschichte endet oft mit Andeutungen, Fragen oder Warnungen – „Was noch alles passieren wird…“

Beispiele aus der Praxis

  • Corona-Erzählung: Eine „ehemalige Krankenschwester“ berichtet in dramatischem Ton von „geheimen Intensivstationen“ – ohne Beleg, aber als packende Story.
  • Migration und Kriminalität: Ein angebliches Einzelschicksal („Meine Tochter wurde…“) wird erzählt – obwohl der Fall erfunden oder verzerrt ist.
  • Verschwörungs-Storylines: Von der Kindesentführung bis zur Weltverschwörung – strukturiert wie Thriller oder Netflix-Serien.

Folgen / Auswirkungen

  • Falsche Geschichten prägen sich besser ein: Studien zeigen: Menschen erinnern sich eher an Storys als an abstrakte Fakten.
  • Verbreitung durch Emotionalisierung: Gute Geschichten werden schneller geteilt – unabhängig vom Wahrheitsgehalt.
  • Verzerrte Weltbilder: Narrative mit einfachen Erklärungen verdrängen differenzierte Wirklichkeit – mit Folgen für Meinung und Demokratie.

Schutz & Empfehlungen

  • Geschichten hinterfragen: Wer erzählt hier was – mit welchem Ziel? Gibt es Quellen oder nur Emotionen?
  • Story nicht mit Wahrheit verwechseln: Nur weil es emotional wirkt oder gut geschrieben ist, muss es nicht stimmen.
  • Quellencheck auch bei Erzählungen: Gibt es Belege, Originalzitate, nachprüfbare Daten? Oder nur „Er hat gesagt…“?
  • Faktenfreundliches Storytelling nutzen: Auch echte Inhalte lassen sich als Geschichten erzählen – aber mit klarer Transparenz und Quellenbasis.

Häufige Irrtümer / Missverständnisse

  • „Aber das klang so echt“: Emotionale Wirkung heißt nicht automatisch Echtheit – besonders nicht bei viralen Storys.
  • „Das ist doch nur eine Meinung“: Meinungen dürfen emotional sein – aber Falschinformationen bleiben falsch, auch in schöner Verpackung.
  • „Wenn viele es teilen, muss was dran sein“: Gute Geschichten verbreiten sich – egal ob wahr oder falsch.

Weiterführende Links

Weitere Artikel bei Mimikama zu Storytelling in Fake News und Desinformation