Cancel Culture und Falschmeldungen
Cancel Culture und Falschmeldungen – Wenn digitale Empörung durch Desinformation befeuert wird
Cancel Culture beschreibt den öffentlichen Aufruf zur sozialen Ächtung, meist über soziale Medien – gefährlich wird es, wenn sie auf Falschmeldungen beruht.
Cancel Culture ist ein gesellschaftliches Phänomen, bei dem Personen oder Organisationen durch öffentliche Kritik, Boykottaufrufe oder das Verweigern von Plattformen sozial "ausgeschlossen" werden. Im digitalen Raum geschieht dies meist über soziale Netzwerke wie Twitter oder Instagram, wo empörte Nutzer:innen oft auf Grundlage von Skandalen reagieren. Besonders problematisch wird es, wenn die Vorwürfe nicht stimmen oder aus dem Zusammenhang gerissen wurden – also auf Falschmeldungen oder bewusster Desinformation basieren. Dann kann Cancel Culture unschuldige Menschen treffen und massive Folgen haben – sowohl sozial, beruflich als auch psychisch.
Merkmale / Typische Formen
Charakteristisch sind moralische Empörung, virale Boykottkampagnen und die Weiterverbreitung unüberprüfter Vorwürfe.
- Eine Person wird öffentlich angegriffen, weil ein altes Zitat ohne Kontext gepostet wird.
- Ein Unternehmen wird „gecancelt“, weil es angeblich diskriminiert hat – basierend auf einem manipulierten Screenshot.
Beispiele aus der Praxis
- Die Autorin J.K. Rowling wurde wegen Äußerungen zu Geschlechtsidentität von vielen öffentlich kritisiert. Teilweise wurden ihr Aussagen unterstellt, die sie nie gemacht hatte.
- 2020 wurde Lisa Eckhart von einer Lesung ausgeladen, nachdem ihr Antisemitismus vorgeworfen wurde – auf Basis satirischer Texte, die missverstanden wurden.
- Die #allesdichtmachen-Kampagne deutscher Schauspieler führte zu Cancel-Aufrufen, obwohl die Videos als Satire gedacht waren.
- Alexander Rogers, ein Oxford-Student, beging 2024 Suizid, nachdem er fälschlich beschuldigt und sozial isoliert wurde – ein Gericht sprach von „pervasiver Cancel Culture“.
Folgen / Auswirkungen
- Reputationsverlust und berufliche Nachteile für Betroffene
- Psychische Belastungen, teils mit suizidalen Folgen
- Einschränkung von Meinungsfreiheit durch Angst vor öffentlicher Ächtung
- Vertrauensverlust in öffentliche Debatten
- Spaltung der Gesellschaft durch extreme Lagerbildung
Schutz & Empfehlungen
- Inhalte immer im Originalkontext prüfen, bevor man sie teilt oder bewertet
- Keine Vorverurteilung – Rückfragen und Recherche statt Shitstorm
- Quellen über Mimikama oder journalistische Medien gegenprüfen
- Plattformen auffordern, Fake-Kampagnen schneller zu moderieren
- Selbstreflexion: Was will ich mit einem Posting eigentlich erreichen?
Häufige Irrtümer / Missverständnisse
- „Cancel Culture ist Konsequenz, keine Zensur“ – stimmt, wenn berechtigt. Falsch bei Falschmeldungen.
- „Betroffene haben garantiert etwas Falsches getan“ – oft beruhen Kampagnen auf Fehlinformationen.
- „Cancel Culture ist harmlos“ – die sozialen und psychischen Folgen sind real und teils gravierend.