Petitionen
Petitionen – digitale Mitsprache zwischen Engagement und Manipulation
Petitionen sind öffentliche oder private Anliegen, mit denen Einzelpersonen oder Gruppen bei Institutionen, Regierungen oder Unternehmen bestimmte Forderungen einreichen – heute häufig digital über spezialisierte Plattformen.
Was sind Petitionen? Es handelt sich um formale Bitten oder Aufforderungen, die meist durch das Sammeln von Unterschriften oder Klicks unterstützt werden. Digitale Petitionen werden über Plattformen wie Change.org, openPetition oder direkt auf Regierungsseiten organisiert. Sie thematisieren politische Entscheidungen, gesellschaftliche Anliegen oder Missstände und sind Teil vieler aktivistischer Kampagnen im Netz.
Warum relevant? Digitale Petitionen ermöglichen niederschwellige Teilhabe und Mobilisierung. Doch sie werden auch zur Verbreitung von Desinformation, zur Rufschädigung oder als Teil von Review Bombing-Strategien missbraucht. Falschinformationen in Petitionsbeschreibungen oder emotionalisierte Inhalte können Empörung auslösen – unabhängig vom Wahrheitsgehalt.
Wie betrifft es Internet-Nutzer:innen? Viele Menschen unterstützen online Petitionen mit einem Klick – ohne Hintergrundrecherche. Dabei riskieren sie, sich ungewollt an manipulierten Kampagnen oder fragwürdigen Forderungen zu beteiligen.
Merkmale / Typische Formen
- Formulierte Forderung, meist mit Begründung und Zieladresse (z. B. Ministerium, Konzern)
- Möglichkeit zur digitalen Unterstützung per Klick oder Name
- Veröffentlichung von Unterstützer:innenzahlen zur Mobilisierung
Ein Alltagsbeispiel: Eine Petition fordert die Absetzung eines TV-Moderators wegen angeblich diskriminierender Aussagen. Später zeigt sich: Das Zitat war aus dem Zusammenhang gerissen – die Petition bleibt dennoch online und wird weiter geteilt.
Beispiele aus der Praxis
- Politische Petitionen mit falschen Behauptungen über Gesetzesvorhaben
- Change.org-Aufrufe mit emotionalisierten, aber irreführenden Darstellungen
- Petitionen, die als Vorwand für Doxing oder Rufschädigung dienen
- Manipulierte Zahlen durch Bots oder Mehrfachunterzeichnungen
- Petition zur Plattform- oder Produktboykottierung als Teil koordinierter Desinformation
Folgen / Auswirkungen
- Politischer und gesellschaftlicher Druck – berechtigt oder nicht
- Einfluss auf Debatten durch emotionalisierte Kampagnen
- Missbrauch für Rufmord oder Falschinformationen
- Vertrauensverlust in echte Beteiligungsformate
Schutz & Empfehlungen
- Vor dem Unterschreiben Inhalte und Quellen kritisch prüfen
- Auf Seriosität der Plattform und Initiator:innen achten
- Keine sensiblen persönlichen Daten angeben, wenn Datenschutz unklar ist
- Petitionen nicht blind teilen – Kontext und Gegenstimmen recherchieren
- Mimikama oder Faktencheck-Portale zur Überprüfung nutzen
Häufige Irrtümer / Missverständnisse
- „Was viele unterschreiben, ist auch richtig.“ – Quantität ersetzt keine Qualität oder Fakten.
- „Petitionen sind juristisch bindend.“ – Meist handelt es sich um symbolische Forderungen.
- „Ich habe nichts zu verlieren.“ – Doch: Beteiligung an Desinformation kann Konsequenzen haben.