Alltagssexismus
Alltagssexismus – Die unterschätzte Macht alltäglicher Diskriminierung
Alltagssexismus bezeichnet stereotype, abwertende oder bevormundende Verhaltensweisen gegenüber Menschen – meist Frauen –, die im täglichen Leben vorkommen und häufig als „normal“ oder „harmlos“ wahrgenommen werden. Er ist ein zentraler Bestandteil strukturellen Sexismus und oft schwer zu benennen, weil er subtil, beiläufig oder „witzig gemeint“ daherkommt.
Was ist Alltagssexismus?
Alltagssexismus zeigt sich in scheinbar banalen Situationen – etwa durch übergriffige Komplimente, stereotype Rollenzuweisungen oder die Abwertung weiblicher Meinungen. Er beruht auf tief verankerten gesellschaftlichen Vorstellungen über Geschlecht und Macht. Diese Formen der Diskriminierung wirken sich auf das Selbstwertgefühl und die Teilhabe von Betroffenen aus.
Merkmale / Typische Formen
- Mansplaining: Männer erklären Frauen ungefragt Dinge, obwohl diese selbst Expertinnen sind.
- Sexistische Sprüche: Kommentare wie „Frauen gehören an den Herd“ oder „Du siehst müde aus – lächle doch mal“.
- Geschlechterklischees: Frauen gelten als emotional, Männer als rational – mit Folgen für Karrierechancen.
Ein Beispiel: Eine Frau wird in einer Besprechung ignoriert, ein Kollege wiederholt später ihre Idee – und erhält dafür Lob.
Beispiele aus der Praxis
- In der Kampagne #dankeaberneindanke schildern Frauen auf Instagram Alltagssituationen, in denen sie sexistisch behandelt wurden.
- Werbung, in der Frauen als dekoratives Beiwerk oder inkompetente Hausfrauen gezeigt werden, wird zunehmend kritisiert.
Folgen / Auswirkungen
- Verunsicherung & Frustration: Ständige Abwertung oder Nicht-Ernstnehmen wirkt sich negativ auf Selbstbild & psychische Gesundheit aus.
- Karrierehemmnisse: Frauen werden seltener in Führungspositionen befördert, weil ihnen Führungskompetenz abgesprochen wird.
- Verfestigung von Rollenbildern: Stereotype beeinflussen Kinder und Jugendliche frühzeitig in ihrer Selbstwahrnehmung.
Schutz & Empfehlungen
- Zivilcourage zeigen: Sexistische Bemerkungen nicht unkommentiert lassen – sachlich widersprechen.
- Aufklärung fördern: In Schule, Ausbildung und Medien über Alltagssexismus sprechen.
- Reflexion eigener Sprache & Haltung: Welche Sprüche nutze ich selbst unbewusst? Wen schließe ich dadurch aus?
Häufige Irrtümer / Missverständnisse
- „Das war doch nur ein Witz“: Humor rechtfertigt keine Diskriminierung – Betroffene bestimmen, was übergriffig ist.
- „Frauen übertreiben“: Viele kleine Vorfälle ergeben ein strukturelles Problem – keine Einzelfälle.