Anti-Fakten-Rhetorik

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Anti-Fakten-Rhetorik – Wie Wahrheit delegitimiert wird

Einführung: Anti-Fakten-Rhetorik beschreibt Sprachmuster und Strategien, mit denen belegbare Fakten, wissenschaftliche Erkenntnisse oder journalistische Recherchen gezielt abgewertet oder bestritten werden. Ziel ist es nicht, eigene Argumente zu belegen, sondern das Fundament der Debatte – objektive Informationen – zu untergraben. Besonders in Verschwörungserzählungen, Desinformationskampagnen oder extremistischen Diskursen spielt diese Rhetorik eine zentrale Rolle.

Merkmale / Typische Formen

  • „Das kann man doch gar wissen“: Wissenschaftliche Studien werden als grundsätzlich zweifelhaft dargestellt – besonders wenn sie nicht ins Weltbild passen.
  • „Die lügen doch sowieso“: Pauschale Ablehnung aller Expert:innen, Medien oder offiziellen Stellen – ohne Begründung.
  • Scheinbar kritisches Fragen: Fragen wie „Was, wenn das alles ganz anders ist?“ oder „Wer finanziert eigentlich diese Studien?“ – ohne eigene Recherche oder Alternative.
  • Gefühl über Fakten: „Das glaube ich nicht“, „Mein Bauchgefühl sagt etwas anderes“ – persönliche Meinung ersetzt belegbare Information.
  • Whataboutism und Ablenkung: Statt auf ein Thema einzugehen, wird auf ein anderes verwiesen („Und was ist mit...?“).
  • False Balance: „Es gibt immer zwei Seiten“ – auch wenn eine Seite auf überprüften Fakten und die andere auf Gerüchten basiert.

Beispiele aus der Praxis

  • Impfdebatten: Studien zur Wirksamkeit werden als „gekauft“ oder „von Big Pharma manipuliert“ abgetan – ohne Belege.
  • Klimawandel-Leugnung: Wissenschaftliche Konsense werden als „Meinung“ dargestellt – und mit Einzelmeinungen gleichgesetzt.
  • Fake-News-Verteidigung: Wenn ein Post als falsch entlarvt wurde, heißt es oft: „Man weiß ja nie…“ oder „Die Wahrheit wird unterdrückt!“

Folgen / Auswirkungen

  • Erosion von Faktenbasis: Wenn niemand mehr weiß, was stimmt, sind Diskussionen kaum noch möglich.
  • Verbreitung von Desinformation: Anti-Fakten-Rhetorik öffnet die Tür für Fake News und ideologische Narrative.
  • Verlust des Vertrauens in Wissenschaft und Medien: Auch seriöse Quellen werden pauschal in Frage gestellt – mit weitreichenden gesellschaftlichen Folgen.

Schutz & Empfehlungen

  • Rhetorische Muster erkennen: Pauschale Zweifel ohne Belege sind kein Argument – sondern ein Trick.
  • Faktencheck nutzen: Plattformen wie Mimikama, Correctiv oder dpa helfen, Aussagen einzuordnen und zu überprüfen.
  • Ruhig bleiben bei Faktenleugnung: Nicht emotional reagieren – sachlich bleiben und ggf. Rückfragen stellen.
  • Wissenschaft erklären, nicht verteidigen: Fakten brauchen keine Verteidigung – aber Kontext, Aufklärung und Wiederholung.

Häufige Irrtümer / Missverständnisse

  • „Kritisches Denken heißt alles anzweifeln“: Kritisch heißt: prüfen, nicht pauschal ablehnen.
  • „Das ist nur meine Meinung“: Meinung ist erlaubt – aber sie ersetzt keine belegbaren Fakten.
  • „Wissenschaft irrt sich doch auch“: Ja – aber auf Basis überprüfbarer Daten, nicht durch Bauchgefühl oder Behauptung.

Weiterführende Links

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