Aufmerksamkeitsökonomie

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Aufmerksamkeitsökonomie – warum im Netz nicht Information, sondern Aufmerksamkeit zählt

Die Aufmerksamkeitsökonomie beschreibt ein digitales Marktprinzip, bei dem Aufmerksamkeit die wichtigste Ressource ist. In sozialen Medien, Nachrichtenportalen und Apps entscheidet nicht Wahrheit, sondern Reiz, Reichweite und Relevanz über Sichtbarkeit.

Was ist Aufmerksamkeitsökonomie?

Im digitalen Zeitalter konkurrieren Inhalte, Plattformen und Anbieter ständig um die begrenzte Aufmerksamkeit der Nutzer:innen. Likes, Klicks, Verweildauer und Shares werden zu messbaren Erfolgsfaktoren. Algorithmen verstärken Inhalte, die Emotionen auslösen – egal ob wahr, problematisch oder manipulativ.

Merkmale / Typische Formen

  • Clickbait: Überspitzte oder reißerische Überschriften, um Klicks zu erzeugen
  • Empörung als Währung: Polarisierende oder schockierende Inhalte erzeugen mehr Interaktion
  • Algorithmengesteuerte Verbreitung: Engagement entscheidet über Reichweite, nicht journalistische Qualität
  • Konkurrenz um Aufmerksamkeit: Nachrichten, Werbung, Influencer:innen, Videos – alles in einem Feed

Beispiel: Ein emotionales TikTok über eine angebliche Verschwörung geht viral – die sachliche Widerlegung erreicht nur einen Bruchteil des Publikums.

Beispiele aus der Praxis

  • YouTube-Thumbnails mit Schockmimik und roten Pfeilen ziehen mehr Klicks – auch wenn der Inhalt banal ist.
  • Auf Facebook verbreiten sich Skandalgeschichten oder angebliche Enthüllungen schneller als offizielle Informationen.

Folgen / Auswirkungen

  • Desinformation wird durch Emotionalität bevorzugt – Wahrheit bleibt auf der Strecke
  • Polarisierung durch extreme Inhalte mit hoher Sichtbarkeit
  • Vertrauensverlust in seriöse Quellen, wenn sie weniger „unterhaltsam“ wirken
  • Psychische Belastung durch Dauerreize, Vergleichsdruck und Doomscrolling

Schutz & Empfehlungen

  • Inhalte bewusst konsumieren – nicht automatisch klicken oder teilen
  • Faktencheck nutzen, bevor man empörende Inhalte verbreitet
  • Push-Mitteilungen und algorithmische Vorschläge gezielt einschränken
  • Medienpausen einlegen – bewusst offline gehen, Fokus schärfen
  • Formate bevorzugen, die Transparenz und journalistische Standards einhalten

Häufige Irrtümer / Missverständnisse

  • „Wenn es oft angezeigt wird, muss es wichtig sein“ – Nein: Sichtbarkeit beruht auf Interaktion, nicht Relevanz
  • „Ich sehe, was mich interessiert“ – Nein: Du siehst, was andere oft klicken oder teilen – oder was die Plattform dir zeigt
  • „Ich bin immun gegen Manipulation“ – Auch medienaffine Nutzer:innen sind anfällig für emotionale Reize

Weiterführende Links

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