Cancel Culture

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Cancel Culture – Zwischen Kritik, Konsequenz und digitaler Verzerrung

Cancel Culture bezeichnet den öffentlichen Boykott von Personen oder Inhalten – ein kontroverses Phänomen, das online teils überhöht, teils falsch dargestellt wird.

Was ist Cancel Culture? Cancel Culture beschreibt das Phänomen, dass Personen des öffentlichen Lebens – etwa Künstler:innen, Politiker:innen oder Unternehmen – nach umstrittenen Aussagen oder Handlungen massiver Kritik und öffentlicher Ächtung ausgesetzt sind. Das kann zu Boykottaufrufen, dem Verlust von Plattformen oder Auftrittsmöglichkeiten führen. Befürworter:innen sehen darin legitime gesellschaftliche Verantwortung – Kritiker:innen sprechen von „Meinungsterror“ oder „Zensur“.

Warum ist das Thema relevant? Cancel Culture ist Ausdruck verschärfter Debatten über Rassismus, Sexismus, Identitätspolitik oder Geschlechtergerechtigkeit. Sie wirft Fragen nach Meinungsfreiheit, Konsequenzkultur und öffentlicher Verantwortung auf. Gleichzeitig wird der Begriff zunehmend ideologisch aufgeladen – und dient oft zur Diskreditierung unbequemer Kritik.

Wie zeigt sich Cancel Culture online? In sozialen Netzwerken wird Cancel Culture oft emotionalisiert. Hashtags wie #CancelCulture, #FreeSpeech oder #IchLasseMichNichtCanceln begleiten Kampagnen, Debatten und Empörungswellen. Oft wird der Begriff genutzt, um sich gegen Kritik zu immunisieren – selbst bei berechtigter Auseinandersetzung mit diskriminierenden Inhalten.

Merkmale / Typische Formen

  • Boykottaufrufe gegen Prominente, Marken oder Medien
  • Shitstorms mit Screenshots alter Aussagen („XY ist raus!“)
  • Falschbehauptungen über angebliche „Verbote“ (z. B. „Man darf heute nicht mehr sagen, was man denkt“)
  • Verzerrte Darstellungen von Kritik als Zensur oder Verfolgung

Beispiele aus der Praxis

  • Ein bekannter Autor wird ausgeladen, weil frühere Aussagen als transfeindlich kritisiert wurden – online folgt eine Kampagne gegen „Cancel Culture“
  • Ein Meme behauptet, eine berühmte Figur sei aus Schulbüchern gestrichen worden – tatsächlich wurde nur eine rassistische Passage überarbeitet

Folgen / Auswirkungen

  • Unsicherheit im Umgang mit öffentlicher Sprache und Meinung
  • Stärkung von Polarisierung – jede Seite sieht sich als Opfer
  • Verbreitung von Falschinformationen über angebliche „Verbotslisten“
  • Verlust an differenzierter Debatte – zwischen Kritik, Konsequenz und echter Zensur

Schutz & Empfehlungen

  • Zwischen berechtigter Kritik und überzogener Empörung unterscheiden
  • Herkunft und Kontext von Aussagen prüfen – wer „gecancelt“ wird und warum?
  • Auf Faktenchecks zu angeblichen Verboten oder Cancel-Fällen achten – z. B. bei Mimikama oder Correctiv
  • Nicht jede Kritik ist Cancel Culture – und nicht jede Cancel-Kampagne ist demokratisch legitim

Häufige Irrtümer / Missverständnisse

  • „Cancel Culture ist neue Zensur“ – Meinungsfreiheit schützt vor Strafe durch den Staat, nicht vor öffentlicher Kritik
  • „Heute darf man gar nichts mehr sagen“ – tatsächlich wird heute so viel gesagt wie nie zuvor, aber eben auch mehr widersprochen
  • „Cancel Culture betrifft nur Promis“ – auch normale Nutzer:innen können von digitalen Ächtungen betroffen sein („Callout Culture“)

Weiterführende Links

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