Emotionale Erpressung im Netz

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Emotionale Erpressung im Netz – Manipulation und Missbrauch über digitale Kanäle

Einführung: Emotionale Erpressung im Netz ist eine Form der Manipulation, bei der Täter:innen die Gefühle ihrer Opfer ausnutzen, um sie zu bestimmten Handlungen zu bewegen, wie etwa Geld zu überweisen oder private Informationen preiszugeben. Dabei wird häufig ein starkes Gefühl von Schuld, Angst oder Scham erzeugt, um das Opfer unter Druck zu setzen. Diese Art der Erpressung ist besonders perfide, da sie oft auf das Vertrauen und die Empathie der Opfer setzt und digital, etwa über soziale Netzwerke, E-Mails oder Messaging-Dienste, ausgeübt wird.

Merkmale / Typische Formen

  • Manipulation durch Schuldgefühle: Der Täter macht das Opfer für die eigene Situation verantwortlich, z. B. mit Aussagen wie „Du hast mir versprochen, mir zu helfen“ oder „Wenn du mir nicht hilfst, wird etwas Schlimmes passieren“.
  • Forderung nach Geld oder persönlichen Informationen: Die Täter:innen setzen die Opfer emotional unter Druck, um Geld zu überweisen oder vertrauliche Daten herauszugeben, oft mit dem Versprechen von Hilfe oder der Aussicht auf eine „gute Tat“.
  • Drohungen und Einschüchterung: Täter:innen drohen, negative Konsequenzen für das Opfer herbeizuführen, wie z. B. die Veröffentlichung von privaten Informationen, Bildern oder Nachrichten, wenn das Opfer nicht tut, was von ihm erwartet wird.
  • Exzessive emotionale Bindung: Die Täter:innen bauen häufig eine enge, oft romantische Beziehung auf, um das Vertrauen des Opfers zu gewinnen und es in eine emotionale Abhängigkeit zu führen, bevor die Erpressung beginnt.
  • Verwendung von scheinbar „wichtigen“ Notfällen: Es wird oft vorgegeben, sich in einer Notlage zu befinden, z. B. bei einer Erkrankung, einem Unfall oder einem anderen „dringenden“ Problem, das nur durch die Hilfe des Opfers gelöst werden kann.

Beispiele aus der Praxis

  • Ein Täter gibt vor, in einem Auslandsaufenthalt verletzt zu sein und dringend Geld für eine Behandlung zu benötigen. Er drängt das Opfer dazu, schnell zu handeln, indem er eine dramatische Geschichte und das Versprechen von „Dankbarkeit“ nutzt.
  • Ein Fake-Profil auf einer Dating-Plattform entwickelt schnell eine enge, emotionale Beziehung zu einem Opfer. Nachdem Vertrauen aufgebaut wurde, wird das Opfer aufgefordert, für einen angeblichen Notfall eine hohe Geldsumme zu überweisen. Andernfalls wird mit der Veröffentlichung angeblicher kompromittierender Bilder oder Videos gedroht.
  • Ein Täter gibt vor, im Ausland in Gefahr zu sein, und fordert das Opfer auf, persönliche Informationen zu übermitteln, die später für Identitätsdiebstahl oder weitere Erpressungen genutzt werden.

Folgen / Auswirkungen

  • Finanzielle Verluste durch Zahlungen an den Erpresser oder die Erpresserin
  • Emotionale Belastung und Scham, insbesondere wenn das Opfer den Druck verspürt, die Forderungen zu erfüllen
  • Langfristige psychische Folgen wie Angst, Depression oder das Gefühl der Hilflosigkeit
  • Verletzung der Privatsphäre durch die Weitergabe persönlicher Informationen oder kompromittierender Bilder
  • Vertrauensverlust in Online-Kommunikation und das Gefühl, im digitalen Raum unsicher zu sein

Schutz & Empfehlungen

  • Sei vorsichtig bei plötzlichen und übermäßigen emotionalen Bindungen: Wenn jemand sehr schnell eine starke emotionale Verbindung zu dir aufbaut, sei besonders vorsichtig und hinterfrage die Absichten dieser Person.
  • Vermeide es, Geld oder persönliche Informationen an Personen weiterzugeben, die du nur online kennst: Besonders, wenn diese eine Notlage vortäuschen oder extreme Dringlichkeit erzeugen.
  • Blockiere und melde verdächtige Profile: Wenn du das Gefühl hast, emotional erpresst zu werden, blockiere die Person sofort und melde das Profil der entsprechenden Plattform.
  • Bewahre Beweise für die Kommunikation: Wenn du Opfer von emotionaler Erpressung wirst, speichere alle Nachrichten und drohenden Inhalte, um sie den Behörden oder der Plattform zur Verfügung zu stellen.
  • Vertraue auf dein Bauchgefühl: Wenn du dich in einer Situation befindest, in der du dich emotional unter Druck gesetzt fühlst, vertraue deinem Instinkt und ziehe gegebenenfalls Unterstützung von Freunden oder Familienmitgliedern hinzu.

Häufige Irrtümer / Missverständnisse

  • „Wenn ich nicht helfe, wird die Person sich selbst schaden“ – Täter:innen setzen gezielt auf das Mitgefühl der Opfer, um die Forderungen durchzusetzen. Das Opfer ist jedoch niemals verantwortlich für die Situation des Täters.
  • „Das muss doch echt sein, sie/er hat mir so viel Vertrauen entgegengebracht“ – Betrüger:innen sind Experten darin, Vertrauen schnell aufzubauen und das Opfer emotional zu manipulieren.
  • „Es ist nicht schlimm, den Forderungen nachzugeben“ – Auch wenn die Drohungen anfangs harmlos erscheinen, wird das Opfer oft weiter in die Erpressung hineingezogen, je mehr es zahlt oder gibt.

Weiterführende Links

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