Stigmatisierung
Stigmatisierung – Wenn falsche Bilder Menschen ausgrenzen
Stigmatisierung bedeutet, dass Menschen aufgrund bestimmter Merkmale abgewertet, ausgegrenzt oder negativ dargestellt werden – oft durch Vorurteile, Desinformation oder pauschale Zuschreibungen.
Ein Stigma entsteht nicht durch Fakten, sondern durch gesellschaftliche Vorstellungen. Wer betroffen ist, wird häufig nicht als individuelle Person gesehen, sondern auf ein vermeintliches „Anderssein“ reduziert. Besonders im Netz verbreiten sich solche Stereotype schnell und nachhaltig.
Stigmatisierung kann psychisch belasten, Diskriminierung fördern – und politische Entscheidungen beeinflussen. Sie trifft etwa Menschen mit psychischen Erkrankungen, Behinderungen, HIV, Migrationshintergrund oder nicht-binärer Geschlechtsidentität.
Merkmale / Typische Formen
- Abwertende Sprache („krank“, „gefährlich“, „abartig“), oft verbunden mit bestimmten Gruppen
- Vereinfachende Zuschreibungen, die alle Betroffenen gleich behandeln – ohne ihre Realität zu kennen
- Bildsprache oder Emojis in sozialen Medien, die Personen lächerlich machen oder abwerten
- Verknüpfung mit falschen oder übertriebenen Informationen – etwa über Ansteckung, Verhalten oder Risiken
Beispiele aus der Praxis
- In sozialen Medien kursiert ein Beitrag: „Psychisch Kranke sind unberechenbar – schützt eure Kinder!“ – verbunden mit einem dramatischen Bild und veralteten Zahlen
- Während der Corona-Pandemie wurden asiatisch gelesene Menschen als „Virusverbreiter“ stigmatisiert – gestützt auf Fake News und rassistische Mythen
Folgen / Auswirkungen
- Betroffene ziehen sich zurück, erleben Selbststigmatisierung oder trauen sich nicht, Hilfe zu suchen
- Diskriminierung in Schule, Beruf, Gesundheitswesen oder digitalen Räumen
- Stigmatisierende Desinformation kann gezielt politische Stimmung machen – z. B. gegen Geflüchtete oder queere Personen
- Gesellschaftlicher Zusammenhalt leidet, wenn Gruppen gegeneinander ausgespielt werden
Schutz & Empfehlungen
- Hinterfrage Inhalte kritisch: Wer profitiert von der Botschaft? Ist sie überprüfbar?
- Verwende keine stigmatisierende Sprache – achte auf respektvolle Begriffe und Darstellungen
- Nutze Faktenchecks bei sensiblen Themen, z. B. von mimikama.at, correctiv.org oder hoaxmap.org
- Unterstütze Betroffene – durch solidarisches Verhalten, Aufklärung oder Widerspruch gegen diskriminierende Inhalte
Häufige Irrtümer / Missverständnisse
- „Das ist doch nur ein Witz“ – falsch: Stigmatisierung funktioniert oft über „humorvolle“ Bilder oder Sätze mit ernstem Effekt
- „Wer nichts zu verbergen hat, muss sich nicht aufregen“ – falsch: Stigmatisierung betrifft meist verletzliche Gruppen, nicht „Schuldige“
- „Das ist doch gar nicht so schlimm“ – falsch: Die Folgen sind real – psychisch, sozial und gesundheitlich
Weiterführende Links
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Einzelnachweise
- ↑ WHO: Stigma and discrimination. https://www.who.int
- ↑ Deutsches Ärzteblatt: Psychiatrische Stigmatisierung in Medien. https://www.aerzteblatt.de
- ↑ Antidiskriminierungsstelle des Bundes: Informationen zu Diskriminierung und Stigma. https://www.antidiskriminierungsstelle.de