Stolz
Stolz – Identitätsgefühl als Werkzeug politischer und ideologischer Manipulation
Stolz ist ein starkes, positives Gefühl von Zugehörigkeit, Leistung oder nationaler Identität. Im digitalen Raum wird dieses Gefühl jedoch zunehmend instrumentalisiert: Politische, ideologische oder extremistische Akteur:innen nutzen Stolz-Narrative, um Gruppenbildung zu fördern, Desinformation zu verbreiten oder Hassrede zu legitimieren. Besonders in Social Media-Kampagnen wird Stolz auf Nation, Geschlecht, Herkunft oder „Traditionen“ häufig mit Abgrenzung, Überhöhung und Feindbildern verknüpft. Die emotionale Kraft des Stolzes eignet sich dabei ideal, um Inhalte viral zu verbreiten und politischen Diskurs in eine wir-vs.-die-Logik zu überführen – häufig verbunden mit Clickbait, Fake News oder Insider-Sprache.
Merkmale / Typische Formen
- Slogans wie „Ich bin stolz, deutsch zu sein“, „Stolz auf unsere Werte“ – oft als Deckmantel für nationalistische oder ausgrenzende Aussagen
- Verbindung von Stolz mit Opferrollen („Man darf heute ja auf nichts mehr stolz sein“)
- Emotionalisierte Inhalte, die Stolz auf „die eigene Gruppe“ propagieren – in Abgrenzung zu „den anderen“
Beispiel: Ein virales Facebook-Bild zeigt eine historische Figur mit dem Text: „Früher waren wir stolz. Heute schämen wir uns.“ – der Beitrag ist Teil einer rechten Narrative-Kampagne zur „kulturellen Degeneration“.
Beispiele aus der Praxis
- TikTok-Trends mit Hashtags wie #ProudToBe… dienen oft auch zur Verbreitung identitärer Inhalte.
- Auf Telegram kursieren Sharepics, die „Stolz auf die Heimat“ beschwören – oft flankiert von Desinformation über Zuwanderung.
- Instagram-Seiten verbreiten Aussagen wie „Stolz ist keine Sünde“ – verbunden mit Anti-Gender-Rhetorik.
- In Kommentaren wird Kritik an „stolzen Bürgern“ als „linke Zensur“ diffamiert – ein typisches Umdeutungsnarrativ.
- YouTube-Kanäle nutzen Heimat-Stolz als Einstieg in rechtsnationale Ideologien.
Folgen / Auswirkungen
- Vertrauensverlust in differenzierte politische Debatten
- Stärkung von Polarisierung und Radikalisierung
- Instrumentalisierung von Stolz zur Legitimation von Hassrede und Ausgrenzung
- Emotionalisierung des politischen Diskurses durch Identitätspropaganda
Schutz & Empfehlungen
- Stolz-Inhalte kritisch prüfen: Was ist die Botschaft, wer sendet sie, was wird ausgeblendet?
- Warnzeichen erkennen: Wenn Stolz mit Feindbildern oder Desinformation gekoppelt wird, ist Vorsicht geboten
- Quellen checken – z. B. über Mimikama oder Watchblogs
- Auf Medienkompetenz setzen: Emotionen erkennen, kontextualisieren, nicht unreflektiert teilen
- Stolz positiv nutzen – ohne Abwertung anderer
Häufige Irrtümer / Missverständnisse
- „Man darf heute auf nichts mehr stolz sein“ – Doch, aber Stolz ist kein Freifahrtschein für Ausgrenzung oder Falschbehauptungen.
- „Stolz ist immer etwas Gutes“ – Nicht, wenn er zur Spaltung oder zur Legitimation von Fake News dient.
- „Das sagen ja viele – also ist es legitim“ – Auch oft geteilte Narrative können manipulativ sein.
Weiterführende Links
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