Telegram-Kanäle und Fake News
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Telegram-Kanäle und Fake News – Geschlossene Räume für offene Desinformation
Einführung: Telegram ist ein beliebter Messenger-Dienst – bekannt für seine hohen Datenschutzstandards, aber auch berüchtigt als Plattform für ungefilterte Inhalte. Besonders in sogenannten Telegram-Kanälen verbreiten sich Fake News, Verschwörungserzählungen und Hassbotschaften oft unkontrolliert. Da Telegram keine zentrale Inhaltsmoderation bietet, werden diese Kanäle zu einem idealen Verbreitungsort für Desinformation. Gerade in Krisenzeiten oder politischen Konflikten ist das besonders gefährlich.
Merkmale / Typische Formen
- Einseitige „Informationskanäle“: Einzelne Personen oder Gruppen verbreiten ihre Sicht der Dinge – ohne Gegenstimmen oder Korrekturen.
- Emotionalisierte Sprache und Schlagzeilen: Inhalte wirken alarmierend, dramatisch oder verschwörerisch – oft ohne Quelle.
- Verbreitung per Sharepics, Audios oder Videos: Falschinformationen werden über leicht teilbare Formate verbreitet – und wirken dadurch besonders überzeugend.
- Vernetzung mit anderen Plattformen: Inhalte aus Telegram-Kanälen werden über TikTok, Facebook oder WhatsApp weiterverbreitet.
- Fehlende Kontrolle: Telegram hat keine effektive Inhaltsmoderation – selbst strafbare Inhalte bleiben oft lange online.
Beispiele aus der Praxis
- Corona-Fake News: Telegram-Kanäle verbreiteten Falschinformationen zu Impfstoffen, angeblichen Heilmitteln oder angeblichen Geheimplänen.
- Ukraine-Krieg: Pro-russische Kanäle verbreiteten manipulierte Videos, gefälschte Zitate und Desinformation über militärische Ereignisse.
- Wahlmanipulations-Narrative: Telegram wurde genutzt, um Fake-Zitate von Politiker:innen zu verbreiten oder Wahlergebnisse zu delegitimieren.
Folgen / Auswirkungen
- Radikalisierung: Telegram wird zum Rückzugsort für Gruppen, die sich von offiziellen Medien abwenden – und radikale Inhalte konsumieren.
- Verlust an öffentlichem Vertrauen: Die ständige Wiederholung von Lügen schwächt das Vertrauen in Politik, Wissenschaft und Medien.
- Verstärkung von Desinformation: Inhalte werden ungefiltert geteilt – ohne Faktenchecks, Einordnung oder Korrekturen.
Schutz & Empfehlungen
- Telegram-Kanäle kritisch betrachten: Wer steckt dahinter? Gibt es ein Impressum oder nachvollziehbare Quellen?
- Inhalte gegenprüfen: Aussagen in Telegram immer mit Faktenchecker-Plattformen wie Mimikama, Correctiv oder dpa abgleichen.
- Nicht vorschnell teilen: Besonders bei alarmierenden oder extrem emotionalen Inhalten: erst prüfen, dann posten.
- Verdächtige Inhalte melden: Auch auf Telegram können Inhalte bei Behörden oder zivilgesellschaftlichen Projekten gemeldet werden.
Häufige Irrtümer / Missverständnisse
- „Auf Telegram ist alles frei“: Freiheit ohne Verantwortung kann zur Verbreitung gefährlicher Falschinformationen führen.
- „Das schreiben da alle, also muss es stimmen“: Echokammern verzerren die Wahrnehmung – viele Telegram-Kanäle sind nicht repräsentativ.
- „Nur Telegram sagt die Wahrheit“: Ein Kanal, der keine Kritik oder Gegenmeinung zulässt, ist kein Garant für Wahrhaftigkeit.