Fernzugriffssoftware
Fernzugriffssoftware – Einfallstor für digitalen Betrug und Kontrolle
Fernzugriffssoftware ermöglicht es, aus der Ferne auf einen Computer oder ein mobiles Gerät zuzugreifen – meist zu Support-, Wartungs- oder Schulungszwecken. Programme wie AnyDesk, TeamViewer oder Chrome Remote Desktop sind weit verbreitet und legitim. Doch diese Werkzeuge werden zunehmend von Cyberkriminellen zweckentfremdet. Unter dem Vorwand technischer Hilfe oder angeblicher Sicherheitsprobleme bringen Betrüger ihre Opfer dazu, Fernzugriff zu gewähren. So erhalten sie unbemerkt Zugang zu privaten Dateien, Bankkonten oder sensiblen Informationen. Besonders betroffen sind ältere Menschen oder technisch weniger versierte Nutzer:innen.
Merkmale / Typische Formen
- Anrufe angeblicher Microsoft- oder Bankmitarbeiter, die zur Installation von Fernzugriffssoftware auffordern
- Kombination mit Bildschirmfreigabe, um Login-Daten und Aktionen unbemerkt mitzuschneiden
- Täuschung über gefälschte Supportseiten oder vermeintliche Sicherheitswarnungen
Beispiel: Eine Person wird telefonisch über einen „Sicherheitsvorfall“ informiert. Ein „Mitarbeiter“ leitet per Mail einen AnyDesk-Link weiter. Nach der Freigabe übernimmt der Täter die Steuerung und überweist heimlich Geld.
Beispiele aus der Praxis
- In Facebook-Gruppen berichten Nutzer:innen, wie sie nach dem Start von TeamViewer nicht mehr die Kontrolle über ihr Gerät hatten.
- Auf TikTok warnt ein Video vor betrügerischen Anrufen, in denen angeblich „Sparkassenmitarbeiter“ zum Download von Fernzugriffssoftware raten.
- Ein WhatsApp-Kettenbrief empfiehlt eine Seite zur „Gerätesäuberung“, die versteckt AnyDesk installiert.
- In Telegram-Gruppen zu „Online-Investments“ wird Fernzugriffssoftware genutzt, um angeblich beim „Trading“ zu helfen – in Wirklichkeit wird das Bankkonto geleert.
- Eine Influencerin schildert auf Instagram, wie sie beim „Google Support“ landete – über Fernzugriff verlor sie Zugang zu ihrem YouTube-Kanal.
Folgen / Auswirkungen
- Volle Kontrolle über das Gerät durch Dritte
- Zugriff auf Passwörter, Bankdaten und persönliche Dokumente
- Vertrauensverlust in digitale Dienste und Supportangebote
- Gefährdung durch spätere Übergriffe oder Identitätsdiebstahl
- Potenzieller Einsatz des Geräts in einem Botnetz
Schutz & Empfehlungen
- Niemals Fernzugriffssoftware auf Aufforderung Unbekannter installieren
- Warnsignale ernst nehmen: Dringlichkeit, Angst oder Zeitdruck sind typische Betrugsmerkmale
- Installierte Fernzugriffssoftware regelmäßig prüfen und deaktivieren
- Nur technische Hilfe von verifizierten Stellen annehmen – z. B. via Hersteller-Webseite
- Hinweise und Aufklärung über Portale wie Mimikama einholen
Häufige Irrtümer / Missverständnisse
- „Ich kann das Gerät ja jederzeit wieder trennen“ – In Wirklichkeit können Angreifer in Sekundenschnelle Daten kopieren oder manipulieren.
- „Fernzugriffssoftware ist grundsätzlich gefährlich“ – Nein, sie ist in vertrauenswürdigen Kontexten sehr nützlich.
- „Nur naive Nutzer:innen fallen auf so etwas rein“ – Auch Profis können unter Stress oder durch geschickte Täuschung manipuliert werden.