Identitätspolitik

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Identitätspolitik – Politisches Handeln basierend auf Gruppenidentitäten

Identitätspolitik bezeichnet politische Strategien, die sich auf die Interessen und Erfahrungen bestimmter gesellschaftlicher Gruppen stützen – etwa in Bezug auf Geschlecht, Herkunft, Religion oder sexuelle Orientierung. Sie ist ein zentrales Element moderner sozialer Bewegungen und zugleich ein häufig kritisiertes Schlagwort in Debatten über Wokeness, Gerechtigkeit und Gesellschaftsspaltung.

Was ist Identitätspolitik?

Der Begriff beschreibt eine Form der politischen Artikulation, bei der Menschen ihre kollektive Identität (z. B. als Frauen, Schwarze, queere Personen) nutzen, um gesellschaftliche Teilhabe und Gleichberechtigung einzufordern. Ursprünge finden sich in der Bürgerrechtsbewegung, feministischen Kämpfen und LGBTQ+-Aktivismus. Ziel ist es, auf strukturelle Ungleichheiten aufmerksam zu machen, Diskriminierung zu bekämpfen und politische Sichtbarkeit zu erlangen.

Merkmale / Typische Formen

  • Selbstvertretung marginalisierter Gruppen: Forderung nach Rechten nicht „für alle“, sondern für konkret benachteiligte Gruppen.
  • Intersektionalität: Berücksichtigung der Überschneidungen verschiedener Diskriminierungsformen (z. B. Schwarze Frauen als doppelt benachteiligt).

Ein Beispiel aus dem Alltag: Eine queere Organisation fordert geschlechtsspezifische Schutzräume in Flüchtlingsunterkünften, da queere Geflüchtete häufiger Gewalt erfahren.

Beispiele aus der Praxis

  • In den USA kämpfen „Black Lives Matter“-Aktivist:innen gegen rassistische Polizeigewalt – auf Grundlage ihrer kollektiven Erfahrung als Schwarze Menschen.
  • In Deutschland setzen sich migrantische Communities für mehr politische Repräsentation in öffentlichen Institutionen ein.

Folgen / Auswirkungen

  • Stärkung benachteiligter Gruppen durch Sichtbarkeit, Rechte und Ressourcen.
  • Polarisierung: Kritiker:innen werfen Identitätspolitik vor, Gesellschaft in Einzelinteressen zu zersplittern.
  • Instrumentalisierung durch rechte Akteure, die Identitätspolitik als „Spaltung der Gesellschaft“ oder „Kulturkampf“ darstellen.

Schutz & Empfehlungen

  • Perspektivwechsel zulassen: Erfahrungen anderer Gruppen ernst nehmen.
  • Solidarität statt Abgrenzung: Identitätspolitik als Ergänzung, nicht als Gegensatz zu Allgemeininteressen verstehen.
  • Reflexion eigener Privilegien: Erkennen, wo gesellschaftliche Strukturen Einzelne bevorzugen.

Häufige Irrtümer / Missverständnisse

  • „Identitätspolitik ist egoistisch“: Sie strebt nicht nach Sonderrechten, sondern nach Gerechtigkeit für strukturell Benachteiligte.
  • „Sie ersetzt Klassenpolitik“: Viele Bewegungen verbinden soziale und identitätspolitische Kämpfe (z. B. Arbeitskampf & Migration).

Weiterführende Links

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