Gender
Gender – Geschlechtsidentität, gesellschaftliche Rollen und digitale Debatten
Gender beschreibt mehr als nur „männlich“ oder „weiblich“ – es geht um Identität, soziale Rollen und Gleichstellung. Online ist Gender zugleich Aufklärungsthema und Ziel von Desinformation.
Was ist Gender? Der Begriff Gender bezeichnet die soziale, kulturelle und psychologische Dimension von Geschlecht. Im Gegensatz zum biologischen Geschlecht („Sex“) beschreibt Gender, wie sich Menschen selbst verorten und wie Gesellschaften Rollenbilder und Erwartungen mit Geschlecht verknüpfen. Gender kann binär („männlich“, „weiblich“) oder vielfältig sein – etwa nicht-binär, trans oder intergeschlechtlich.
Warum ist Gender relevant? Fragen rund um Genderidentität, Gleichstellung, Sprache oder Diskriminierung sind zentral für moderne Demokratien. Sie betreffen Bildung, Arbeitswelt, Familienrecht, Medien und digitale Räume. Gender-Debatten werden politisch geführt – oft emotionalisiert und mit Fake News oder Verschwörungserzählungen verknüpft.
Wie zeigt sich das Thema online? Gender ist eines der am häufigsten diskutierten Themen im Netz – in Kommentarspalten, auf TikTok, in Memes oder politischen Kampagnen. Dabei wird Aufklärung häufig durch polemische Begriffe („Gender-Wahn“, „Umerziehung“) gestört. Auch gezielte Desinformationskampagnen gegen Gender Studies oder geschlechtergerechte Sprache sind weit verbreitet.
Merkmale / Typische Formen
- Verzerrte Darstellungen von Genderpädagogik („Kindern wird eingeredet, sie seien trans“)
- Memes mit spöttischen Vergleichen („Früher Jungs und Mädchen – heute 73 Geschlechter“)
- Fake-Zitate von Politiker:innen über angebliche „Gender-Verbote“
- Falschmeldungen über Toilettenregelungen, Pronomenpflichten oder „Gender-Polizei“
Beispiele aus der Praxis
- Ein Video behauptet, Lehrer:innen dürften Schüler nicht mehr „Junge“ oder „Mädchen“ nennen – basiert auf einem missverstandenen Schulprojekt
- Ein gefälschter Screenshot zitiert eine Ministerin mit dem Satz: „Bald dürfen Männer nicht mehr Vater genannt werden“ – frei erfunden
Folgen / Auswirkungen
- Verunsicherung und Ablehnung gegenüber Gender-Diskursen durch Fehlinformation
- Stigmatisierung von trans oder nicht-binären Menschen
- Verhinderung konstruktiver Diskussionen über Gleichstellung und Bildung
- Nutzung durch populistische Akteure zur Mobilisierung gegen „Eliten“ oder „die da oben“
Schutz & Empfehlungen
- Begriffe und Konzepte bei seriösen Quellen wie Mimikama, Bundeszentrale für politische Bildung oder
genderdings.de
nachlesen - Nicht jedem Social-Media-Post glauben – viele „Skandale“ sind erfunden oder stark verzerrt
- Zwischen individueller Identität und staatlicher Politik unterscheiden
- Sprache respektvoll und differenziert verwenden – auch online
Häufige Irrtümer / Missverständnisse
- „Gender ist Ideologie“ – tatsächlich ist es ein wissenschaftlicher Begriff zur Beschreibung gesellschaftlicher Rollen
- „Gendern ist Pflicht“ – es gibt keine allgemeine gesetzliche Verpflichtung zum Gendern
- „Kinder sollen zum Gendern gezwungen werden“ – ein verbreiteter Mythos ohne faktische Grundlage