Angstnarrative

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Angstnarrative

Manipulation durch Furcht: Wie Angst gezielt zur Desinformation und Verunsicherung eingesetzt wird

Was ist Angstnarrative?

Ein Angstnarrativ ist eine gezielt aufgebaute Erzählung, die auf der Verbreitung von Furcht basiert, um bestimmte Reaktionen hervorzurufen oder Meinungen zu beeinflussen. Solche Narrative werden häufig im Kontext von Desinformation, Verschwörungsnarrative oder Betrugsmaschen im Netz eingesetzt. Sie richten sich meist an emotionale Instinkte und umgehen rationale Überprüfungen. Betroffen sind vor allem Nutzer:innen von sozialen Plattformen wie Facebook, Telegram, WhatsApp oder YouTube, wo sich angstauslösende Inhalte schnell verbreiten. Ziel kann es sein, politische Stimmung zu machen, Produkte zu verkaufen oder Menschen zu radikalisieren.

Merkmale / Typische Formen

  • Dramatisierung möglicher Gefahren oder Katastrophen
  • Einsatz schockierender Bilder oder Schlagzeilen
  • Schwarz-Weiß-Denken und übersteigerte Warnungen
  • Berufung auf angebliche Insider oder geheime Quellen
  • Kombination mit Verschwörungsnarrative zur Verstärkung der Wirkung

Psychologische Mechanismen

  • Angst hemmt kritisches Denken und fördert schnelle, emotionale Entscheidungen
  • Wiederholte Konfrontation mit Bedrohungen verstärkt das Gefühl von Hilflosigkeit
  • Menschen suchen instinktiv nach Sicherheit – und greifen zu einfachen Lösungen

Beispiele aus der Praxis

  • Auf Telegram werden angeblich „geheime Pläne“ veröffentlicht, laut denen Lebensmittel oder Strom bald komplett ausfallen.
  • In WhatsApp-Nachrichten kursieren Warnungen, dass Kinder entführt würden, wenn man bestimmte Orte besucht.
  • Auf Facebook werden Bilder von angeblichen Opfern verbreitet, die durch bestimmte Impfstoffe schwer geschädigt worden seien – oft ohne überprüfbare Quelle.
  • In YouTube-Videos wird behauptet, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen „bald ausgelöscht“ würden, wenn man nicht sofort handelt.
  • Auf TikTok warnen Clips dramatisch vor angeblich bevorstehenden Systemzusammenbrüchen oder Bürgerkriegen.

Folgen / Auswirkungen

  • Dauerhafte Verunsicherung und Angst in der Bevölkerung
  • Verbreitung von Hysterie oder Panikverhalten
  • Ablehnung medizinischer Maßnahmen oder politischer Entscheidungen
  • Radikalisierung und Rückzug in digitale Echokammern
  • Gesellschaftliche Spaltung durch wachsendes Misstrauen

Schutz & Empfehlungen

  • Informationen mit ruhigem Kopf bewerten – besonders bei dramatischem Tonfall
  • Emotionale Inhalte hinterfragen: Wer profitiert von der Angst?
  • Seriöse Faktenchecks z. B. bei Mimikama oder anderen Faktencheckern nutzen
  • Nicht vorschnell teilen – besonders bei Warnungen ohne Quelle
  • Mit anderen über Ängste sprechen, um sich gegenseitig zu stützen

Häufige Irrtümer / Missverständnisse

  • „Wenn es so oft geteilt wird, muss was dran sein“ – Hohe Verbreitung ist kein Qualitätsmerkmal, sondern oft das Ergebnis gezielter Emotionalisierung.
  • „Lieber einmal zu viel gewarnt als zu wenig“ – Übertriebene Warnungen können echten Gefahren die Aufmerksamkeit entziehen und Misstrauen säen.

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