Autoritätsheuristik
Autoritätsheuristik
Wahrnehmungsverzerrung durch vermeintliche Experten oder Institutionen
Was ist Autoritätsheuristik?
Die Autoritätsheuristik ist ein kognitiver Denkfehler, bei dem Menschen Informationen als glaubwürdiger einstufen, wenn sie von einer vermeintlich autoritären oder fachkundigen Person stammen. Diese psychologische Abkürzung hilft im Alltag zwar bei schnellen Entscheidungen, wird jedoch online häufig für Desinformation oder Manipulation ausgenutzt. Besonders in Fake News und Desinformation wird dieser Effekt gezielt eingesetzt, um falsche Inhalte seriöser wirken zu lassen. Betroffen sind alle Altersgruppen und Bildungsschichten – vor allem auf Plattformen wie YouTube, Facebook, Telegram oder Instagram.
Merkmale / Typische Formen
- Aussagen mit dem Zusatz „Ein Arzt sagt…“ oder „Ein Professor meint…“
- Nutzung von Symbolen wie Laborkittel, Diagrammen oder Logos
- Videos mit angeblich wissenschaftlichem Inhalt, ohne echte Belege
- Berufung auf nicht überprüfbare oder falsche Titel (z. B. „Dr. XY“)
- Täuschend echte Webseiten oder Profile mit professionellem Auftreten
Beispiele aus der Praxis
- Ein Video auf YouTube zeigt einen angeblichen Mediziner, der gängige Impfungen für gefährlich erklärt – ohne Belege.
- Auf Facebook kursieren Aussagen einer angeblichen „Expertin“, deren Identität nicht überprüfbar ist.
- In Telegram-Kanälen werden Interviews mit Personen verbreitet, die mit akademischen Titeln auftreten, obwohl diese frei erfunden sind.
- Auf Instagram wird ein Posting mit dem Bild eines Labors geteilt – der Text suggeriert wissenschaftliche Beweise, die es nicht gibt.
- In einem viralen WhatsApp-Kettenbrief warnt angeblich ein „Polizeibeamter“ vor einem Trickbetrug, den es nicht gibt.
Folgen / Auswirkungen
- Falschinformationen erhalten höhere Glaubwürdigkeit
- Vertrauensverlust in echte Experten und Institutionen
- Erhöhte Anfälligkeit für Verschwörungsmythen
- Verbreitung gefährlicher Gesundheitstipps oder politischer Manipulation
Schutz & Empfehlungen
- Autoritätstitel und Berufsangaben immer hinterfragen
- Nachprüfen, ob eine genannte Person wirklich existiert und qualifiziert ist
- Aussagen mit unabhängigen Quellen oder Mimikama-Faktenchecks abgleichen
- Vorsicht bei professionell wirkenden Videos ohne nachweisbaren Kontext
- Nicht automatisch glauben, nur weil jemand „seriös“ erscheint
Häufige Irrtümer / Missverständnisse
- „Ein Arzt würde so etwas nie sagen, wenn es nicht stimmt“ – Auch Mediziner:innen können irren oder absichtlich täuschen.
- „Das Video sieht professionell aus, also muss es stimmen“ – Technische Qualität sagt nichts über den Wahrheitsgehalt aus.
- „Wenn jemand einen Titel hat, kennt er sich sicher aus“ – Titel können gefälscht oder aus fachfremden Bereichen stammen.