Dagestan-Kommentare

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Dagestan-Kommentare

Codierte Hassrede gegen queere Menschen auf TikTok, Instagram und anderen Plattformen

Was ist Dagestan-Kommentare?

„Dagestan-Kommentare“ bezeichnen einen aktuellen Online-Trend, bei dem der Begriff „Dagestan“ in sozialen Netzwerken wie TikTok oder Instagram als codierte Drohung gegen queere Menschen verwendet wird. Was wie ein harmloser Ortsname erscheint, dient in Wirklichkeit als digitale Gewalt in Meme-Form: ein Dogwhistle, also ein verschlüsselter Hinweis, der queere Nutzer:innen einschüchtern soll. Die Täter:innen umgehen dabei gezielt Moderationssysteme und nutzen die scheinbare Harmlosigkeit des Begriffs, um gezielt Hass im Netz zu verbreiten. Die Kommentarkampagnen erfolgen häufig koordiniert und setzen auf psychologischen Druck durch algorithmische Sichtbarkeit und soziale Isolation.

Merkmale / Typische Formen

  • Ein-Wort-Kommentare wie „Dagestan“ ohne weiteren Kontext
  • Massenhafte Wiederholung auf queeren Inhalten
  • Kombination mit martialischen Memes oder Andeutungen wie „2 Jahre Dagestan“
  • Nutzung in toxischen Meme-Kulturen oder Manosphere-Foren
  • Vermeidung direkter Beleidigungen zur Umgehung von Plattformregeln

Psychologische Mechanismen

Beispiele aus der Praxis

  • Unter einem Tanzvideo eines queeren TikTok-Creators erscheinen über Nacht hunderte Kommentare mit dem Wort „Dagestan“.
  • Auf Instagram werden Makeup-Tutorials queerer Nutzer:innen gezielt mit Dagestan-Kommentaren geflutet – ohne weitere Erklärungen.
  • In Telegram-Chats rufen Mitglieder gezielt dazu auf, queere Inhalte zu „markieren“, um algorithmisch sichtbar zu machen.
  • Discord-Gruppen posten Screenshots erfolgreicher Einschüchterung mit Kommentaren wie „Er hat sein Video gelöscht – Dagestan wirkt.“
  • In der Manosphere wird der Begriff in Verbindung mit toxischer Männlichkeit und Queerfeindlichkeit verwendet.

Folgen / Auswirkungen

  • Digitale Einschüchterung queerer Personen
  • Selbstzensur und Rückzug aus der Öffentlichkeit
  • Radikalisierung in Foren durch gruppendynamische Belohnung
  • Vertrauensverlust in Plattformmoderation
  • Psychische Belastung bis hin zu Angststörungen

Schutz & Empfehlungen

  • Bedeutung solcher Codes öffentlich machen (#DagestanIsNotAFunnyComment)
  • Quellen prüfen und gezielt melden – auch scheinbar harmlose Begriffe
  • Screenshot-Dokumentation und ggf. juristische Schritte erwägen
  • Nutzung von Kommentarfiltern und Auto-Block-Funktionen
  • Unterstützung durch Mimikama oder andere Faktenchecker

Häufige Irrtümer / Missverständnisse

  • „Es ist doch nur ein Ortsname“ – In diesem Kontext ist es ein klar codiertes Signal für Queerfeindlichkeit.
  • „Es gibt keine Beleidigung, also ist es nicht schlimm“ – Genau das macht die Strategie so perfide: Sie operiert unterhalb der Moderationsschwelle.
  • „Das ist doch nur ein Meme“ – Nein, es handelt sich um gezielte digitale Gewalt mit realen psychischen Folgen.

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