Doomscrolling

Aus Wikikama

Doomscrolling

Exzessives Scrollen durch negative Nachrichten in sozialen Medien und Online-Plattformen

Was ist Doomscrolling?

Doomscrolling bezeichnet das zwanghafte und oft stundenlange Konsumieren negativer Nachrichten und Inhalte in sozialen Medien, Online-Plattformen oder Nachrichtenseiten. Nutzer:innen scrollen dabei ununterbrochen durch Meldungen über Krisen, Katastrophen oder Konflikte, selbst wenn dies ihre Stimmung verschlechtert. Dieses Verhalten ist besonders in Zeiten von globalen Krisen und ständiger Erreichbarkeit über Smartphones und Messenger-Dienste relevant. Doomscrolling kann zur Verstärkung von Angst, Stress und Depressionen beitragen und beeinflusst die öffentliche Wahrnehmung, indem es ein überproportional negatives Weltbild fördert. Zudem begünstigt es die Verbreitung von Desinformation und Polarisierung, da emotionale Inhalte in Algorithmen oft priorisiert werden.

Merkmale / Typische Formen

  • Übermäßiger Konsum negativer Nachrichten ohne geplante Pausen
  • Nutzung mehrerer Soziale Netzwerke und Plattformen gleichzeitig
  • Verstärkung von Angst- oder Ohnmachtsgefühlen
  • Häufige Weiterleitung alarmierender Inhalte in Telegram- oder WhatsApp-Chats
  • Geringe Überprüfung der Quellen aufgrund emotionaler Betroffenheit

Psychologische Mechanismen

  • FOMO (Fear of Missing Out) – Angst, wichtige Informationen zu verpassen
  • Negativity Bias – Tendenz, negative Informationen stärker wahrzunehmen
  • Empörungswellen – kollektive emotionale Reaktionen, die weiteres Scrollen anregen

Beispiele aus der Praxis

  • Auf Facebook verbreiten sich in Krisenzeiten endlose Threads mit dramatischen Bildern und unbestätigten Meldungen.
  • Nutzer:innen scrollen auf TikTok stundenlang durch kurze Videos mit Katastrophenmeldungen, oft kombiniert mit dramatischer Musik.
  • In Instagram-Stories werden Schlagzeilen zu Gewalt oder Naturkatastrophen ohne Kontext geteilt.
  • Telegram-Kanäle posten in schneller Folge Nachrichten zu politischen Unruhen, was zu starker emotionaler Belastung führen kann.
  • Auf Twitter folgen Nutzer:innen mehreren Breaking-News-Accounts, was eine permanente Flut negativer Meldungen erzeugt.

Folgen / Auswirkungen

  • Erhöhtes Stresslevel und Angstzustände
  • Vertrauensverlust in Medien und Institutionen
  • Verstärkte Polarisierung durch selektiven Nachrichtenkonsum
  • Schlafprobleme und Konzentrationsschwierigkeiten
  • Geringere Bereitschaft, konstruktiv zu handeln

Schutz & Empfehlungen

Häufige Irrtümer / Missverständnisse

  • „Ich informiere mich nur, das ist kein Problem.“ – Auch gut gemeinter Konsum kann psychisch belasten.
  • „Je mehr Nachrichten ich lese, desto besser verstehe ich die Lage.“ – Mehr Informationen bedeuten nicht automatisch mehr Verständnis, besonders wenn sie ungefiltert konsumiert werden.
  • „Nur andere lassen sich von negativen Inhalten beeinflussen.“ – Der Negativity Bias wirkt bei allen Menschen.

Weiterführende Links