Hintanhaltung

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Hintanhaltung

Historischer Verwaltungsbegriff für Verhinderung oder Unterbindung – typisch für amtliches Deutsch der Kaiserzeit.

Was ist Hintanhaltung?

Der Begriff Hintanhaltung stammt aus der historischen Amtssprache und bedeutet so viel wie „Verhinderung“, „Zurückhaltung“ oder „Abwehr“. Er wurde vor allem in der Verwaltungs- und Rechtssprache der frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert hinein verwendet, ist heute jedoch weitgehend außer Gebrauch geraten. Besonders während des Ersten Weltkriegs tauchte der Begriff im Kontext von staatlicher Steuer- und Kontrollpolitik auf – etwa zur Unterbindung von Steuerumgehung oder Eigenproduktion von Konsumgütern.

Merkmale / Typische Formen

  • Formulierung zur staatlichen Verhinderung bestimmter Handlungen
  • Verwendung in amtlichen Texten, Verordnungen und Verwaltungsschreiben
  • Häufig im Zusammenhang mit wirtschaftlicher Steuerung oder Abgabenpolitik
  • Ausdruck staatlicher Autorität und zentraler Lenkung

Sprachliche Merkmale

  • Typisch für das Beamtendeutsch der Kaiserzeit
  • Komplexe Satzstruktur mit abstrakten Begriffen
  • Heute als schwer verständlich oder sperrig empfunden

Beispiele aus der Praxis

  • In der *Vossischen Zeitung* von 1916 hieß es zur Tabaksteuer: „Zur Hintanhaltung der Selbstherstellung von Zigaretten durch die Raucher müssen auch der Zigarettentabak und insbesondere die Zigarettenhüllen dem Kriegsaufschlag unterworfen werden.“
  • In Verwaltungstexten wurde etwa von der „Hintanhaltung unstatthafter Handlungen“ gesprochen – gemeint war die Unterbindung gesetzeswidriger Vorgänge.
  • In juristischen Kontexten konnte „Hintanhaltung“ auch bedeuten, eine bestimmte Entscheidung zurückzustellen oder aufzuschieben.

Folgen / Auswirkungen

  • Dokumentiert die sprachliche und politische Kultur vergangener Epochen
  • Verdeutlicht staatliche Eingriffe in Alltagsverhalten – etwa durch Steuerpolitik
  • Zeigt historische Kontinuitäten in der Kontrolle von Konsum und Produktion
  • Ist ein Beispiel für die Distanz zwischen Verwaltungssprache und Alltagssprache

Schutz & Empfehlungen

  • Beim Lesen historischer Texte: Begriffe wie „Hintanhaltung“ immer im zeitlichen Kontext verstehen
  • Quellen sorgfältig prüfen und ggf. mit heutigen Formulierungen vergleichen
  • Bei Unsicherheit auf Erläuterungen durch Mimikama oder andere Faktenchecker zurückgreifen
  • Sprachhistorische Wörterbücher oder Digitalarchive zurate ziehen

Häufige Irrtümer / Missverständnisse

  • „Hintanhaltung“ bedeutet immer Zensur oder Informationsunterdrückung. – Nicht zwangsläufig. Oft ging es schlicht um Verhinderung bestimmter Handlungen, etwa Steuervermeidung.
  • „Das Wort hat heute noch eine rechtliche Bedeutung.“ – Nein. Es ist veraltet und wird heute fast ausschließlich in historischen oder linguistischen Kontexten verwendet.

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