Pallywood
Pallywood – Medienmanipulation im Kontext des Nahostkonflikts
Was ist Pallywood? Der Begriff „Pallywood“ ist ein Kofferwort aus „Palestine“ und „Hollywood“ und bezeichnet eine angebliche systematische Inszenierung oder Manipulation von Bildern, Videos und Nachrichten durch palästinensische Akteure oder Unterstützer, um Israel international zu diskreditieren. Der Vorwurf lautet, bestimmte Medienbeiträge seien gestellt, überdramatisiert oder aus dem Zusammenhang gerissen, um Desinformation zu verbreiten und weltweite Empörung zu schüren.
Der Begriff wird vor allem in pro-israelischen Diskursen verwendet und ist hoch umstritten, da er pauschalisierende Unterstellungen beinhalten kann. In sozialen Netzwerken wie Facebook, YouTube, Telegram und TikTok kursieren regelmäßig Beiträge, die entweder als Beleg für „Pallywood“ herangezogen werden – oder selbst gezielt manipuliert sind. Dies macht das Thema besonders relevant im digitalen Zeitalter, wo visuelle Inhalte schnell verbreitet und nur schwer verifizierbar sind.
Merkmale / Typische Formen
Typische Merkmale von „Pallywood“-Behauptungen sind gestellte Szenen, falsch datierte Videos oder reißerische Titel ohne Quellenangabe. Oftmals stammen solche Inhalte aus Krisengebieten und zeigen verletzte oder tote Zivilisten.
Ein Beispiel: Ein virales YouTube-Video zeigt einen angeblich getöteten Jungen, der sich Sekunden später wieder bewegt – dies wird als Beweis für Inszenierung gewertet, obwohl es auch alternative Erklärungen geben könnte (z.B. zusammengeschnittenes Material).
Beispiele aus der Praxis
- Im Jahr 2000 löste das Bild des sterbenden Jungen Muhammad al-Durrah in den Armen seines Vaters weltweite Empörung aus. Spätere Untersuchungen warfen Fragen zur Authentizität des Videomaterials auf – und dienten Befürwortern des „Pallywood“-Narrativs als zentraler Beleg.
- 2015 kursierte auf Facebook ein Video, das angeblich israelische Luftangriffe auf Zivilisten zeigte – tatsächlich stammte das Material aus einem Spielfilm.
- Auf Telegram-Kanälen wurden 2021 Szenen verbreitet, die palästinensische Kinder in Trümmern zeigten – später stellte sich heraus, dass einige Aufnahmen von Protesttrainings oder Theateraufführungen stammten.
- Ein auf TikTok geteiltes Video eines angeblich israelischen Bombenangriffs war in Wahrheit CGI-generiert.
- 2023 zeigte ein Instagram-Beitrag verletzte Personen, die angeblich Opfer israelischer Gewalt seien – das Foto wurde jedoch Jahre zuvor in Syrien aufgenommen.
Folgen / Auswirkungen
- Verbreitung gezielter Desinformation
- Vertrauensverlust gegenüber journalistischen Medien
- Verstärkung ideologischer Lagerbildung im Netz
- Politische Instrumentalisierung in internationalen Gremien
- Erhöhte Anfälligkeit für antisemitische oder antipalästinensische Narrative
Schutz & Empfehlungen
- Quellen und Kontext prüfen, bevor man Inhalte teilt.
- Reverse Image Search nutzen, um Ursprünge von Bildern zu verifizieren.
- Auf vertrauenswürdige Medien achten, statt auf reißerische Social-Media-Kanäle.
- Sensibilisierung für Clickbait-Mechanismen und emotionale Manipulation.
- Portale wie Mimikama oder Correctiv nutzen zur Überprüfung viraler Inhalte.
Häufige Irrtümer / Missverständnisse
- „Wenn etwas manipuliert ist, ist alles gefälscht.“ – Falsch. Einzelfälle belegen keine generelle Strategie.
- „Nur palästinensische Gruppen fälschen Inhalte.“ – Medienmanipulation ist kein einseitiges Phänomen.
- „Ein Video in Trümmern beweist sofort einen Angriff.“ – Ohne Kontext keine belastbare Aussage.