Turbokrebs
Turbokrebs
Fantasiebegriff ohne medizinische Grundlage – Desinformation rund um Impfungen und Krebs.
Was ist Turbokrebs?
Der Begriff Turbokrebs ist keine anerkannte medizinische Diagnose, sondern ein populärer Ausdruck, der in sozialen Medien und auf Telegram kursiert. Er suggeriert, dass Impfungen, insbesondere gegen Covid-19, aggressive und plötzlich wachsende Krebserkrankungen auslösen könnten. Diese Behauptung ist wissenschaftlich nicht belegt und wurde von Fachgesellschaften und Mimikama als irreführend eingestuft. Der Begriff wurde ursprünglich von einem Juristen auf einer sogenannten „Pathologie-Konferenz“ geprägt und selbst als nicht-medizinisch bezeichnet. Dennoch wird er gezielt genutzt, um Ängste zu schüren, Desinformation zu verbreiten und das Vertrauen in die Impfkampagnen zu untergraben.
Merkmale / Typische Formen
Die Desinformation rund um „Turbokrebs“ zeigt sich in verschiedenen Formen:
- Verwendung eines pseudowissenschaftlich klingenden Begriffs ohne medizinische Grundlage
- Behauptung, Impfungen würden das Immunsystem schädigen und Krebs beschleunigen
- Verbreitung über Telegram, Facebook oder YouTube durch impfkritische Kanäle
- Bezugnahme auf angeblich „unterdrückte“ Studien oder Expertenmeinungen
- Emotionalisierte Einzelfallberichte ohne nachvollziehbare Belege
Psychologische Mechanismen
- Angstnarrative: Krebs als emotional stark besetztes Thema wird für maximale Wirkung instrumentalisiert.
- Autoritätsheuristik: Verweise auf angebliche Fachleute oder „Konferenzen“ sollen Glaubwürdigkeit erzeugen.
- Bestätigungsfehler: Nutzer:innen nehmen selektiv Informationen auf, die ihre Impfkritik bestätigen.
Beispiele aus der Praxis
- In einem viralen Facebook-Beitrag wird behauptet, dass ein geheilter Krebspatient „nach der Impfung einen Turbokrebs“ entwickelt habe.
- In Telegram-Kanälen wird „Turbokrebs“ als angeblich neuartiges Phänomen dargestellt, für das „die Pharmalobby schweigt“.
- Ein YouTube-Video zeigt eine angebliche „Pathologie-Konferenz“, in der Laien mit medizinisch unhaltbaren Aussagen Angst verbreiten.
- In WhatsApp-Kettennachrichten wird gewarnt, die Impfung könne „schlafende Tumore aktivieren“.
- Auf TikTok kursieren Kurzvideos, die dramatische persönliche Geschichten mit dem Begriff „Turbokrebs“ verknüpfen.
Folgen / Auswirkungen
Die Verbreitung des Begriffs „Turbokrebs“ und der damit verbundenen Falschinformationen kann schwerwiegende Konsequenzen haben:
- Vertrauensverlust in wissenschaftlich fundierte Gesundheitsinformationen
- Radikalisierung impfkritischer Gruppen und Zunahme von Verschwörungserzählungen
- Verzögerung notwendiger medizinischer Behandlungen bei Krebspatient:innen
- Gesellschaftliche Polarisierung durch gezielte Angstmache
- Identitätsdiebstahl durch Fake-Profile angeblicher Betroffener in sozialen Netzwerken
Schutz & Empfehlungen
Um sich vor der Desinformation rund um „Turbokrebs“ zu schützen, helfen folgende Maßnahmen:
- Keine medizinischen Aussagen aus sozialen Medien ungeprüft glauben
- Quellen kritisch hinterfragen und Aussagen mit Mimikama oder anderen Faktencheckern abgleichen
- Auf wissenschaftlich anerkannte Informationen von Fachgesellschaften achten
- Keine ungeprüften Kettennachrichten oder Videos weiterverbreiten
- Angehörige und Freundeskreis für solche Desinformationen sensibilisieren
Häufige Irrtümer / Missverständnisse
- „Turbokrebs ist eine neue medizinische Erkenntnis.“ – Falsch. Es handelt sich um einen erfundenen Begriff ohne wissenschaftliche Basis.
- „Onkologen warnen vor Impfungen wegen Turbokrebs.“ – Im Gegenteil: Fachleute empfehlen Krebspatient:innen ausdrücklich die Impfung.
- „Die Impfung schädigt das Immunsystem dauerhaft.“ – Für diese Behauptung gibt es keine belastbaren Belege.