Staatsfunk
Staatsfunk – politischer Kampfbegriff gegen öffentlich-rechtliche Medien
Staatsfunk ist ein abwertender Begriff, der suggeriert, öffentlich-rechtliche Medien seien staatlich gesteuert oder gleichgeschaltet. Er wird häufig von Verschwörungstheoretikern, Extremisten und Alternativmedien genutzt, um Mainstreammedien zu delegitimieren.
Was bedeutet Staatsfunk?
„Staatsfunk“ ist kein neutraler Begriff, sondern ein politisches Schlagwort. Er unterstellt öffentlich-rechtlichen Sendern wie ARD, ZDF oder Deutschlandfunk, sie würden im Interesse der Regierung berichten – trotz klarer gesetzlicher und redaktioneller Unabhängigkeit. Der Begriff stammt ursprünglich aus autoritären Kontexten und wird heute gezielt zur Medienkritik instrumentalisiert.
Merkmale / Typische Formen
- Pauschale Unterstellung: Medien berichten nicht unabhängig, sondern angeblich im Auftrag des Staates
- Kampfbegriff: Nutzung in populistischen, verschwörungsideologischen oder antidemokratischen Kreisen
- Vermischung mit berechtigter Kritik: Einzelne Fehler oder Schieflagen werden verallgemeinert
- Verbreitung über Social Media: Besonders in Telegram-Gruppen, YouTube-Kommentaren und bei Alternativmedien
Beispiel: Nach einem kritischen Bericht über eine Demo wird die ARD in einem Telegram-Kanal pauschal als „Staatsfunk“ verunglimpft – ohne auf Inhalte oder Fakten einzugehen.
Beispiele aus der Praxis
- In Telegram-Kanälen von Querdenken-Gruppen wird das ZDF regelmäßig als „Staatsfernsehen“ diffamiert.
- Auf YouTube verwenden politisierte Influencer den Begriff „Staatsfunk“, um jede Berichterstattung abzuwerten, die nicht ihrer Meinung entspricht.
Folgen / Auswirkungen
- Vertrauensverlust in öffentlich-rechtliche Medien und journalistische Standards
- Radikalisierung und Ablehnung von faktenbasierter Berichterstattung
- Desinformation durch gezielte Delegitimierung unabhängiger Quellen
- Demokratieschwächung durch Untergraben zentraler Informationsinstanzen
Schutz & Empfehlungen
- Begriff „Staatsfunk“ erkennen als ideologisch gefärbten Kampfbegriff
- Öffentlich-rechtliche Strukturen verstehen: Finanzierung über Rundfunkbeitrag, aber staatsfern organisiert
- Faktenprüfung bei Kritik an Medieninhalten nutzen – etwa bei Mimikama, Correctiv, Faktenfinder
- Medienvielfalt bewusst konsumieren – nicht nur extreme oder populistische Quellen
Häufige Irrtümer / Missverständnisse
- „Die Regierung kontrolliert ARD und ZDF“ – Nein: Es gibt Rundfunkräte mit vielfältiger gesellschaftlicher Besetzung, keine Weisungsbefugnis der Politik
- „Alle sagen dasselbe“ – In Wirklichkeit existiert Pluralität in Formaten, Perspektiven und Kommentaren
- „Ich zahle GEZ, also dürfen sie nichts Kritisches berichten“ – Journalistische Unabhängigkeit ist gesetzlich garantiert