Telegram
Telegram – Zwischen Messenger, Medienplattform und Desinformationsdrehscheibe
Telegram ist ein beliebter Messenger mit öffentlicher Reichweite – und ein Sammelbecken für Fake News, Verschwörungsmythen und extremistische Inhalte.
Was ist Telegram?
Telegram ist ein cloudbasierter Messenger-Dienst, der 2013 vom russischen Unternehmer Pawel Durow gegründet wurde. Er bietet klassische Messenger-Funktionen wie Chats und Gruppen, aber auch sogenannte „Kanäle“, über die Inhalte einseitig an Tausende oder sogar Millionen Menschen gesendet werden können.
Telegram gilt als technisch offen, schnell und flexibel. Es wirbt mit Datenschutz und Freiheit – bietet aber gleichzeitig kaum Moderation oder Inhaltskontrolle. Diese Mischung macht die Plattform besonders attraktiv für Gruppen, die in anderen sozialen Netzwerken gesperrt wurden: darunter Verschwörungsideolog:innen, Extremist:innen oder Fake News-Verbreiter.
Typische Erscheinungsformen oder Ausprägungen
- Öffentliche Kanäle mit politischen, pseudowissenschaftlichen oder extremistischen Inhalten
- Große Gruppen mit eingeschränkter Moderation und hohem Radikalisierungspotenzial
- Verbreitung von Desinformation, Gerüchten und emotionalisierenden Inhalten
- Organisation von Protestaktionen oder Boykottaufrufen über Telegram-Chats
Beispiele aus der Praxis
- Während der Corona-Pandemie wurde Telegram zur Hauptplattform für Maßnahmenkritiker, Impfgegner und Verschwörungsideolog:innen in Deutschland und Österreich.
- Rechte Gruppen und Einzelpersonen nutzen Telegram, um ungestört Hassrede, Hetze oder Gewaltaufrufe zu verbreiten – meist ohne Konsequenzen.
Auswirkungen / Risiken
- Hohe Reichweite von Desinformation ohne journalistische Gegengewichte
- Radikalisierung in geschlossenen Gruppen („Echokammern“)
- Verletzung von Persönlichkeitsrechten durch unkontrollierte Weitergabe von Fotos oder Daten
- Nutzung durch Kriminelle für Betrugsmaschen, Waffenhandel oder illegale Inhalte
Handlungsempfehlungen
- Öffentliche Inhalte auf Telegram kritisch prüfen – nicht alles ist glaubwürdig, nur weil es viele Abonnent:innen hat
- Keine sensiblen Daten oder Fotos in Gruppen teilen
- Quellen hinterfragen: Wer betreibt den Kanal, wer profitiert vom Inhalt?
- Verdächtige Inhalte über Faktencheck-Plattformen wie Mimikama oder Correctiv überprüfen
Häufige Missverständnisse
- „Telegram ist sicherer als WhatsApp“ – Telegram speichert viele Daten in der Cloud, nicht alle Chats sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt
- „Was auf Telegram steht, darf öffentlich gesagt werden“ – Telegram ist kein rechtsfreier Raum; viele Inhalte verletzen dennoch Gesetze, auch wenn sie selten verfolgt werden