Elaboration Likelihood Model

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Elaboration Likelihood Model

Psychologisches Modell zur Erklärung der Beeinflussung durch Kommunikation

Was ist das Elaboration Likelihood Model?

Das Elaboration Likelihood Model (ELM) ist ein psychologisches Modell, das erklärt, wie Menschen Informationen verarbeiten und wie diese Verarbeitung zu einer Veränderung von Einstellungen oder Überzeugungen führen kann. Es wird häufig im Zusammenhang mit Desinformation, Propaganda und Manipulation genutzt, um zu verstehen, warum bestimmte Botschaften bei manchen Personen wirken, während andere unbeachtet bleiben. Das Modell unterscheidet zwei grundlegende Routen der Informationsverarbeitung: eine sorgfältige, inhaltlich orientierte Analyse und eine eher oberflächliche, auf einfache Hinweisreize gestützte Verarbeitung. Für die digitale Welt ist das ELM relevant, weil es hilft zu erklären, wie Fake News, manipulative Inhalte oder irreführende Werbung im Internet Einfluss nehmen.

Merkmale / Typische Formen

  • **Zentrale Route**: Sorgfältige, kritische Auseinandersetzung mit der Botschaft.
  • **Periphere Route**: Oberflächliche Verarbeitung anhand von äußeren Merkmalen wie Sympathie, Autorität oder Wiederholung.
  • Abhängig von Motivation und Fähigkeit der Empfänger:innen.
  • Besonders anfällig für emotionale oder visuelle Trigger in sozialen Medien.

Psychologische Mechanismen

  • Bestätigungsfehler kann dazu führen, dass nur die eigene Meinung stützende Informationen tief verarbeitet werden.
  • Emotionale Trigger steigern die Wahrscheinlichkeit, dass die periphere Route aktiviert wird.

Beispiele aus der Praxis

  • Auf Facebook wird eine stark emotionalisierte Schlagzeile geteilt, die aufgrund von Wut oder Empörung sofort geliked und weiterverbreitet wird, ohne dass der Artikel gelesen wird.
  • Auf TikTok verbreitet sich ein kurzer Clip mit dramatischer Musik, der eine Verschwörung andeutet – viele Nutzer:innen übernehmen die Botschaft ohne Faktenprüfung.
  • In WhatsApp-Gruppen werden Kettennachrichten mit angeblichen Warnungen geteilt, die durch die wiederholte Zusendung glaubwürdiger erscheinen.
  • Eine Influencerin auf Instagram bewirbt ein Produkt; die Kaufentscheidung der Follower:innen basiert eher auf Sympathie als auf sachlichen Produktinformationen.

Folgen / Auswirkungen

  • Verstärkung von Falschinformationen durch ungeprüfte Weitergabe.
  • Erhöhte Anfälligkeit für Betrugsmaschen im Netz.
  • Polarisierung und Spaltung in Online-Debatten.
  • Manipulation von Kauf- und Wahlentscheidungen.

Schutz & Empfehlungen

  • Inhalte bewusst hinterfragen und nicht nur aufgrund von Emotionen teilen.
  • Quellen prüfen und mehrere Perspektiven einholen.
  • Sich nicht nur auf die Darstellungsform, sondern auf den Inhalt konzentrieren.
  • Auf Mimikama oder andere Faktenchecker zurückgreifen, um Behauptungen zu verifizieren.

Häufige Irrtümer / Missverständnisse

  • **„Ich bin zu klug, um manipuliert zu werden“** – Auch gebildete Menschen können über die periphere Route beeinflusst werden.
  • **„Emotionen sind immer schlecht“** – Emotionen können auch positive Handlungen anstoßen, entscheidend ist die kritische Reflexion.
  • **„Nur naive Menschen fallen auf Fake News herein“** – Motivation, Vorwissen und Aufmerksamkeit spielen eine größere Rolle als Intelligenz.

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