Silencing by System

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Silencing by System

Gezielte digitale Ausschaltung queerer Stimmen am Beispiel des „Dagestan“-Kommentartrends

Was ist Silencing by System?

„Silencing by System“ beschreibt das systematisch wirkende Unsichtbarmachen oder Unterdrücken von Stimmen in digitalen Räumen – nicht durch direkte Zensur, sondern durch soziale, algorithmische oder koordinierte Mechanismen. Aktuell zeigt sich dieses Phänomen besonders deutlich am Fall der sogenannten „Dagestan-Kommentare“ auf TikTok und Instagram.

Diese bestehen oft aus einem einzigen Wort – „Dagestan“ – und wirken harmlos. Tatsächlich handelt es sich dabei um einen codierten Angriff auf queere Menschen, der Angst erzeugt, Selbstzensur auslöst und die Betroffenen aus öffentlichen Räumen verdrängt.

Formen des systemischen Silencing im Fall Dagestan

  • Massives Kommentieren mit einem harmlos wirkenden, aber bedrohlich konnotierten Begriff
  • Keine Reaktion der Plattformen, da der Begriff nicht auf Watchlists steht
  • Algorithmische Verstärkung: Die Inhalte werden durch Interaktion sichtbarer, was die Angriffe verstärkt
  • Psychologischer Druck auf die Betroffenen, Inhalte zu löschen oder sich zurückzuziehen

Psychologische Wirkung

  • Gefühl von digitalem Ausgeliefertsein
  • Wahrnehmung, öffentlich gedemütigt zu werden, ohne sichtbare Hilfe
  • Rückzug aus dem öffentlichen Diskurs
  • Verstärkung bestehender Ängste vor Queerfeindlichkeit im Netz

Beispielhafte Mechanismen im Fall Dagestan

  • Shadowbanning wird nicht nachgewiesen – aber viele Creator:innen berichten, dass ihre Reaktionen auf die Hasskommentare gelöscht oder sogar sanktioniert wurden
  • Der Begriff selbst (Dagestan) bleibt stehen – weil er „nur“ ein Ortsname ist
  • Inhalte, die über den Hass aufklären, erhalten weniger Sichtbarkeit oder werden entfernt

Warum das „systemisch“ ist

Nicht, weil Plattformen gezielt queerfeindlich handeln – sondern weil die technischen Regeln, Filter und Meldeprozesse nicht greifen, wenn Hass codiert wird. Damit entsteht ein Systemversagen, das Täter schützt und Opfer alleine lässt.

Weiterführende Begriffe und Verweise