Kolonialgeschichte

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Kolonialgeschichte – Wie Vergangenheit digital instrumentalisiert wird

Die Kolonialgeschichte ist ein zentrales Thema globaler Erinnerung – im Netz wird sie aber zunehmend für Desinformation, Mythenbildung und politische Stimmungsmache genutzt.

Was ist Kolonialgeschichte?

Kolonialgeschichte bezeichnet die Epoche der Expansion europäischer Mächte in andere Weltregionen – vom 15. bis ins 20. Jahrhundert. In dieser Zeit unterwarfen Staaten wie Großbritannien, Frankreich, Spanien, Portugal, die Niederlande – und auch Deutschland – ganze Kontinente, beuteten Ressourcen aus und unterdrückten Bevölkerungen.

Im digitalen Raum erleben koloniale Themen heute eine neue Sichtbarkeit: in Debatten über Rassismus, Restitution (z. B. Rückgabe von Raubkunst), Reparationen und historische Verantwortung. Gleichzeitig nutzen manche Akteure die Kolonialgeschichte, um Verschwörungsmythen, rassistische Narrative oder antiwestliche Desinformation zu verbreiten.

Typische Erscheinungsformen oder Ausprägungen

  • Vereinfacht dargestellte Meme oder TikTok-Videos zur „wahren Geschichte des Kolonialismus“
  • Behauptungen, dass der Kolonialismus „auch Gutes gebracht“ habe
  • Rassistische oder revisionistische Narrative in Blogs und Telegram-Kanälen
  • Instrumentalisierung historischer Schuld für politische Propaganda

Beispiele aus der Praxis

  • Auf Telegram und X kursieren Beiträge, die deutsche Kolonialverbrechen relativieren oder leugnen – oft mit Verweis auf angebliche „Zivilisierungsleistungen“.
  • In Videos und Posts wird behauptet, Europa sei das eigentliche Opfer kolonialer Umwälzungen – eine Umkehrung historischer Tatsachen, die gezielt spaltet.

Auswirkungen / Risiken

  • Verharmlosung kolonialer Gewalt und struktureller Ungleichheit bis heute
  • Förderung von Rassismus, Geschichtsrevisionismus und antiwestlicher Propaganda
  • Entwertung echter Bildungsarbeit durch vermeintlich „alternative Fakten“
  • Störung internationaler Versöhnungsprozesse und Restitutionsbemühungen

Handlungsempfehlungen

  • Kolonialgeschichte differenziert betrachten – mit wissenschaftlich fundierten Quellen
  • Mythen und Fake News zu historischen Themen aktiv widersprechen
  • Historische Verantwortung anerkennen statt relativieren
  • Digitale Bildung fördern: Geschichte ist komplex, nicht schwarz-weiß

Häufige Missverständnisse

  • „Früher war das halt so“ – Auch historische Ungerechtigkeit bleibt problematisch, selbst wenn sie damals „üblich“ war
  • „Die Kolonialzeit hat auch Positives gebracht“ – Fortschritt unter Zwang, Ausbeutung und Gewalt ist kein neutraler Entwicklungshilfe-Beitrag

Weiterführende Links

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