Misgendering

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Misgendering – Wenn Menschen mit dem falschen Geschlecht angesprochen werden

Misgendering bedeutet, dass eine Person absichtlich oder unabsichtlich mit einem Geschlecht angesprochen wird, das nicht ihrer Geschlechtsidentität entspricht. Das kann über falsche Pronomen, Anredeformen oder Deadnaming geschehen – also z. B. wenn eine trans Frau als „er“ oder „Herr“ bezeichnet wird.

Misgendering ist mehr als ein sprachlicher Fehler: Es kann verletzend sein, Identität in Frage stellen und zu Selbststigmatisierung oder psychischer Belastung führen – besonders wenn es wiederholt passiert oder absichtlich erfolgt.

Im digitalen Raum geschieht Misgendering häufig – sei es in Kommentaren, automatischen Formularen oder durch Desinformation, die trans oder nicht-binäre Menschen lächerlich macht oder ihre Existenz leugnet.

Merkmale / Typische Formen

  • Falsche Pronomen: z. B. „er“ statt „sie“ bei einer trans Frau
  • Falsche Anrede oder Rollenzuweisung: z. B. „junge Dame“ bei einem nicht-binären oder trans Mann
  • Deadnaming: Verwendung des alten Namens einer Person gegen ihren Willen
  • Absichtliches Misgendering als Form von Stigmatisierung oder Diskriminierung

Beispiele aus der Praxis

  • Ein:e nicht-binäre TikTok-Creator:in wird in Kommentaren wiederholt als „sie“ oder „er“ bezeichnet – trotz sichtbarer Angabe der gewünschten Pronomen
  • Ein Online-Formular bietet nur „Herr/Frau“ an – eine trans Person wird automatisch falsch angesprochen

Folgen / Auswirkungen

  • Psychische Belastung, Unsicherheit, Rückzug aus Öffentlichkeit oder digitalen Räumen
  • Verstärkung von Selbststigmatisierung („Ich bin nicht richtig“, „Ich bin störend“)
  • Gefährdung der sozialen und beruflichen Teilhabe, besonders bei absichtlichem Misgendering
  • Verbreitung von transfeindlicher Desinformation („Biologisch ist das doch ein Mann!“)

Schutz & Empfehlungen

  • Frage nach den gewünschten Pronomen – und verwende sie konsequent
  • Korrigiere dich respektvoll, wenn dir ein Fehler passiert – und entschuldige dich kurz
  • Plattformen und Formulare sollten geschlechtsneutrale Optionen bieten
  • Unterstütze Betroffene: Melde absichtliches Misgendering und setze Zeichen für Inklusion

Häufige Irrtümer / Missverständnisse

  • „Das ist doch nur ein Versprecher“ – falsch: Wiederholtes oder absichtliches Misgendering ist keine Lappalie
  • „Man darf ja gar nichts mehr sagen“ – falsch: Respektvolle Sprache ist keine Einschränkung, sondern Wertschätzung
  • „Ich sag einfach das, was im Ausweis steht“ – falsch: Die Identität einer Person ist nicht an Dokumente gebunden

Weiterführende Links

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Einzelnachweise

[1] [2] [3]

  1. Queer Lexikon: Was ist Misgendering? https://www.queer-lexikon.net
  2. LSVD – Lexikon der Vielfalt: https://www.lsvd.de
  3. Bundeszentrale für politische Bildung: Geschlechtliche Vielfalt im Alltag. https://www.bpb.de