Datenprofile
Datenprofile
Die digitale Erfassung persönlicher Informationen: Tracking, personalisierte Werbung und Risiken der Profilbildung
Was sind Datenprofile?
Datenprofile entstehen, wenn Unternehmen, Behörden oder Social Media-Plattformen verschiedene digitale Spuren einer Person bündeln. Durch das Auswerten von Daten wie Suchverläufen, Cookies, Standort- und Kaufhistorien erstellen Algorithmen detaillierte Persönlichkeits- und Verhaltensmuster. Solche Profile sind relevant, weil sie über Empfehlungen hinaus auch für gezielte Desinformation, Betrug oder Diskriminierung genutzt werden können. Betroffen sind praktisch alle Internetnutzenden – von der alltäglichen Web-Suche bis zum Chat in WhatsApp. Datenprofiling verknüpft Aspekte des Cybercrime, der Plattformregulierung und des Datenschutzes.
Merkmale / Typische Formen
- Verhaltens-Tracking: Zusammenführung von Klick-, Scroll- und Standortdaten aus Browser und Apps.
- Geräte-Fingerprinting: Wiedererkennung ohne Cookies durch Hard- und Softwaremerkmale.
- Plattform-übergreifende Verknüpfung: Profilabgleich zwischen Facebook, Instagram, TikTok & Co.
- Scoring-Modelle: Bewertung von Kreditwürdigkeit oder Versicherungsrisiken anhand historischer Datensätze.
- Manipulative Targeting-Cluster: Einteilung in Segmente, die für Polarisierung oder Fake News besonders empfänglich sind.
Psychologische Mechanismen
- Bestätigungsfehler: Algorithmen zeigen vor allem Inhalte, die bestehende Überzeugungen stützen.
- FOMO-Trigger: Push-Benachrichtigungen und Echtzeit-Likes halten Nutzende aktiv und sammelbereit.
- Emotionale Manipulation: Zuspitzung von Schlagzeilen, um Aufmerksamkeit und weitere Daten abzuschöpfen.
Beispiele aus der Praxis
- Ein Online-Shop nutzt Kauf- und Klickdaten, um variable Preise anzuzeigen, während Nutzende in Filterblasen nur teurere Angebote sehen.
- Eine Dating-App verkauft Profilinformationen an Werbenetzwerke; dort erscheinen passgenaue Phishing-Anzeigen mit angeblichen Gewinnchancen.
- In einem Messenger verbreitet sich ein Kettenbrief, der Nutzer:innen mit personalisierten Gerüchten unter Druck setzt, weitere Kontakte preiszugeben.
- Auf YouTube steigern algorithmische Empfehlungen extremistische Inhalte, weil das Datenprofil „hohes Engagement bei kontroversen Videos“ signalisiert.
- Betrugsmails greifen auf zuvor geleakte Persönliche Daten zurück, um täuschend echte Fake-Rechnungen zu versenden.
Folgen / Auswirkungen
- Identitätsdiebstahl und Kontenübernahmen
- Finanzielle Schäden durch maßgeschneiderte Phishing-Attacken
- Vertrauensverlust in digitale Dienste und Medien
- Radikalisierung durch datengetriebene Echokammern
- Diskriminierung bei Krediten, Jobs oder Versicherungen
Schutz & Empfehlungen
- Quellen prüfen und Pop-ups kritisch hinterfragen.
- Tracking-Einstellungen im Browser anpassen oder Werbe-IDs regelmäßig zurücksetzen.
- Zwei Schichten absichern: starke Passwörter plus Zwei-Faktor-Authentifizierung.
- Regelmäßig Auskunft über gespeicherte Daten bei Diensten wie Google oder Apple einholen und löschen.
- Bei Verdacht auf Datenmissbrauch: Faktenchecks durch Mimikama oder andere Faktenchecker nutzen.
Häufige Irrtümer / Missverständnisse
- „Ich habe nichts zu verbergen, also ist Profiling egal.“ – Auch harmlose Daten können in falschen Händen Schaden anrichten.
- „Anonyme Daten sind sicher.“ – Durch Verknüpfung mehrerer Datensätze lassen sich Personen oft doch eindeutig identifizieren.
- „Nur Werbung wird personalisiert.“ – Datenprofile beeinflussen ebenso Nachrichtenfeeds, Kreditkonditionen oder Versicherungstarife.