Digitale Gewalt
Digitale Gewalt – Formen, Folgen und Schutzmaßnahmen im Netz
Digitale Gewalt beschreibt gezielte Angriffe auf Personen mittels digitaler Technologien – darunter Cybermobbing, Doxing, Hassrede, Stalking oder Identitätsdiebstahl.
Was ist Digitale Gewalt? Digitale Gewalt ist eine Form psychischer oder sozialer Gewalt, die über digitale Mittel ausgeübt wird. Sie umfasst eine Vielzahl von Phänomenen wie das absichtliche Verbreiten von Desinformation, Hass im Netz, das unerlaubte Veröffentlichen persönlicher Daten (Doxing) oder die gezielte Belästigung in sozialen Netzwerken. Betroffene erleben diese Angriffe oft als massiv belastend und in vielen Fällen als Bedrohung ihrer physischen Sicherheit, insbesondere wenn digitale und analoge Gewalt miteinander verschmelzen.
Warum relevant? Mit der fortschreitenden Digitalisierung verlagern sich gesellschaftliche Konflikte zunehmend ins Netz. Digitale Gewalt ist längst kein Randphänomen mehr, sondern betrifft zahlreiche Nutzer:innen täglich – oft unbemerkt oder verharmlost.
Wie betrifft es Internet-Nutzer:innen? Insbesondere Frauen, queere Personen, Aktivist:innen und Menschen des öffentlichen Lebens sind häufig Zielscheibe digitaler Gewalt. Betroffene erleben psychische Belastung, ziehen sich aus Social-Media-Plattformen zurück oder erhalten reale Bedrohungen.
Merkmale / Typische Formen
- Verleumdung, Rufschädigung und Bedrohung per Messenger oder E-Mail
- Cybermobbing und Hetze in Kommentarspalten
- Doxing – das Veröffentlichen sensibler Persönliche Daten
- Identitätsdiebstahl und gefälschte Fake-Profile
Beispiel: Eine Politikerin wird nach einem Interview auf Facebook mit beleidigenden Kommentaren und Morddrohungen überhäuft. Parallel wird ihre private Adresse veröffentlicht.
Beispiele aus der Praxis
- Auf TikTok wurde eine Jugendliche systematisch durch Mobbing-Videos bloßgestellt – sie musste ihre Schule wechseln.
- In einem WhatsApp-Chat kursierten Nacktbilder einer Minderjährigen – ohne ihre Zustimmung.
- Auf Instagram erstellten Täter ein Fake-Profil eines Lehrers mit beleidigenden Inhalten.
- Eine Klimaaktivistin erhielt nach einem Fernsehauftritt Drohungen via Twitter (nicht verlinkbar) und ihre Adresse wurde auf einem rechten Telegram-Kanal geteilt.
Folgen / Auswirkungen
- Traumatisierung und psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Suizidgedanken
- Vertrauensverlust in Plattformen, Behörden und Öffentlichkeit
- Einschränkung von Meinungsfreiheit und Digitale Zivilcourage
- Selbstzensur und Rückzug aus öffentlichen Debatten
Schutz & Empfehlungen
- Quellen prüfen und keine sensiblen Persönliche Daten öffentlich machen
- Beleidigungen, Bedrohungen und Hassrede melden – z. B. über Hassmelden
- Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren, um Identitätsdiebstahl zu erschweren
- Privatsphäre-Einstellungen regelmäßig überprüfen
- Beratungsangebote wie REspect! oder „Ich bin hier“ nutzen
Häufige Irrtümer / Missverständnisse
- „Das ist doch nur online, nicht real“ – falsch, Digitale Gewalt hat reale Folgen.
- „Nur Promis sind betroffen“ – stimmt nicht, auch Kinder, Jugendliche oder Engagierte sind betroffen.
- „Man kann sich ja einfach abmelden“ – die Verantwortung liegt nicht bei den Betroffenen, sondern bei Plattformen und Gesellschaft.
