Preprint-Studie

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Preprint-Studie

Wissenschaftliche Veröffentlichungen ohne Peer-Review – Risiken für Desinformation und Fehlinterpretationen

Was ist eine Preprint-Studie?

Eine Preprint-Studie ist eine wissenschaftliche Arbeit, die bereits online veröffentlicht wurde, bevor sie das formelle Peer-Review-Verfahren durchlaufen hat. Das bedeutet, dass sie noch nicht von unabhängigen Fachkolleg:innen geprüft oder validiert wurde. Solche Studien dienen der schnellen Verbreitung neuer Forschungsergebnisse, etwa während medizinischer Krisen oder technologischer Entwicklungen. Dennoch ist ihr wissenschaftlicher Status vorläufig. Im digitalen Zeitalter verbreiten sich Preprints besonders rasch über Social Media oder Plattformen wie Telegram – oft ohne die nötige Einordnung. Das kann zu Fehlinformation oder sogar Desinformation führen, wenn Aussagen aus solchen Studien aus dem Zusammenhang gerissen werden.

Merkmale / Typische Formen

  • Vorläufige wissenschaftliche Ergebnisse ohne Peer-Review
  • Offene Veröffentlichung auf Preprint-Servern
  • Inhalte können später korrigiert oder zurückgezogen werden
  • Häufig in Medizin, Biowissenschaften und KI-Forschung genutzt
  • Werden manchmal fälschlich als „endgültige Wahrheit“ zitiert

Psychologische Mechanismen

  • Der Anschein von Wissenschaftlichkeit erzeugt bei Laien schnell Vertrauen
  • Der sogenannte „Bestätigungsfehler“ führt dazu, dass Menschen nur das glauben, was ihre Meinung stützt – auch aus einer Preprint-Studie

Beispiele aus der Praxis

  • Auf Facebook verbreitet sich ein Post mit dem Hinweis auf eine Studie, die angeblich beweist, dass Impfungen nutzlos sind – tatsächlich handelt es sich um eine Preprint-Veröffentlichung, die nie peer-reviewed wurde.
  • In einem TikTok-Video wird eine Grafik aus einer Preprint-Studie gezeigt, um drastische Klimaaussagen zu belegen – ohne Kontext oder Fachkommentar.
  • Ein Telegram-Kanal beruft sich auf eine Preprint-Studie, um Zweifel an der Wirksamkeit von Masken zu streuen – obwohl spätere Peer-Reviews die Studie als methodisch fehlerhaft einstuften.

Folgen / Auswirkungen

  • Vertrauensverlust in die Wissenschaft durch voreilige oder falsche Interpretationen
  • Verbreitung von Falschinformationen durch unkritisches Teilen
  • Unterstützung pseudowissenschaftlicher Narrative
  • Radikalisierung durch gezielte Fehlinterpretationen in bestimmten Gruppen

Schutz & Empfehlungen

  • Nicht jede „Studie“ ist gleichbedeutend mit bewiesener Wahrheit – auf Peer-Review achten
  • Studieninhalte in Zusammenhang mit anderen wissenschaftlichen Veröffentlichungen betrachten
  • Auf Mimikama oder andere Faktenchecker zurückgreifen, wenn Studien in Social Media kursieren
  • Skeptisch sein bei reißerischer Darstellung wissenschaftlicher Inhalte
  • Quelle und Veröffentlichungsstatus (Preprint oder peer-reviewed) prüfen

Häufige Irrtümer / Missverständnisse

  • „Eine Preprint-Studie ist wissenschaftlich bewiesen.“ – Nein, sie ist ein vorläufiges Forschungsergebnis ohne unabhängige Prüfung.
  • „Wenn es eine Studie ist, muss es stimmen.“ – Studien können falsch, veraltet oder methodisch fehlerhaft sein. Nur Peer-Review erhöht die wissenschaftliche Qualität.

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